Pharmakologe Prof. Sörgel bestreitet Aussagekraft des Haartests von Innensenator Schill
Hamburg (ots)
Der renommierte Pharmakologe Prof. Fritz Sörgel, Leiter des Instituts für pharmazeutische Forschung in Nürnberg, hat verneint, dass durch die Münchner Analyse der Haarprobe des Hamburger Innensenators Ronald Schill ein gelegentlicher Kokainkonsum nachweisbar ist. "Das ist mit diesem Verfahren definitiv nicht möglich", so Sörgel gegenüber dem Radiosender NDR 90,3. "Wenn Herr Schill nur gelegentlich Kokain eingenommen hat, dann wird dieser Test in München keinen positiven Kokainnachweis ermöglichen." Das Problem bestehe darin, dass die Münchner Gerichtsmediziner die so genannte Gesamthaaranalyse anwendeten. Ein gelegentlicher Konsum ist damit nach Prof. Sörgels Worten "schlichtweg nicht nachzuweisen".
Zum Fall der Haaranalyse des Sportlers Dieter Baumann, die Prof. Sörgel als Gutachter zu beurteilen hatte, zieht der Wissenschaftler eine deutliche Parallele: "Auch im Fall Schill will man versuchen, mit einer völlig ungeeigneten Methode gewissermaßen einen Nichtkonsum von Kokain nachzuweisen."
Prof. Sörgel hält empfindlichere Untersuchungsgeräte und eine feine Zerteilung des Haares für erforderlich, um gelegentlichen Kokainkonsum feststellen zu können. In rechtsmedizinischen Instituten wie dem in München würden im allgemeinen kriminalistische Routinefälle behandelt, so Prof. Sörgel, "also schwere Drogenuser, da reicht diese Methode bei weitem aus. In solchen Spezialfällen wie seinerzeit bei Baumann und jetzt Schill müssen einfach wesentlich empfindlichere Methoden eingesetzt werden."
Dass die im Fall Schills angewandten Tests nur bedingt aussagekräftig sind, hatte auch schon der die Untersuchung leitende Toxikologe vom Gerichtsmedizinischen Institut in München, Hans Sachs, eingeräumt. So sagte Sachs u.a. dem "Hamburger Abendblatt": "Wenn jemand nur gelegentlich Kokain konsumiert, ist das möglicherweise in den Haaren nicht feststellbar. Nur bei wöchentlichem Konsum sind fast sicher Rückstände zu finden."
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