"das neue werk" erzählt vom "Märchendunkel"
Hamburg (ots)
Ein großes Konzertwochenende der NDR Reihe "das neue werk" widmet sich Ende Juni zeitgenössischen Stücken, die sich mit dem Thema "Märchen" auseinander setzen. Zu hören sein werden Werke von deutschen, englischen, dänischen, koreanischen, litauischen und russischen Komponistinnen und Komponisten, für die - ihrem jeweiligen Kulturkreis gemäß - Märchen heute jeweils eine ganz eigene Bedeutung haben. Darüber hinaus widmet sich als Eröffnung ein großes Konzert des renommierten Schlagzeugers Matthias Kaul dem Thema "Tragische Tode - Moderne Märchen".
Kauls Eröffnungs-Vorkonzert am Freitag, 20. Juni, 18 Uhr, präsentiert Schlagzeugstücke von Hans Werner Henze, Alvin Lucier und von Matthias Kaul selbst. Die Stücke beziehen sich in der Mehrzahl auf tragisch und früh verstorbene, heute kultisch verehrte und doch schon märchenhaft entrückte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte: auf Ingeborg Bachmann, Jimi Hendrix, Elvis Presley und John Lennon. Danach dirigiert Stefan Geiger um 20 Uhr ein Ensemble von Mitgliedern des NDR Sinfonieorchesters. Einige der Stücke drehen sich um Sujets aus dem 19. Jahrhundert, der großen Epoche des Märchens. Die koreanische Komponistin Unsuk Chin bezieht sich in "Akrostichon - Wortspiel" auf Märchen von Lewis Carroll und ein Märchen von Michael Ende, Igor Strawinsky in der "Histoire du Soldat" auf ein berühmtes russisches Volksmärchen und der Däne Hans Abrahamsen ganz allgemein auf den "Märchenton" mancher Musikstücke des 19. Jahrhunderts. Eine Uraufführung des deutschen Komponisten Günter Steinke und Werke des jungen litauischen Komponisten Vykintas Baltakas bilden besondere Höhepunkte dieses Programms. Auch Günter Steinke hat sich für sein Stück des Themas Märchen angenommen. Unsuk Chin und Günter Steinke sind anwesend und werden persönlich in ihre Stücke einführen.
Am zweiten Konzertabend am Sonnabend, 21. Juni, 20 Uhr, ist die Uraufführung von Dieter Glawischnigs neuer Komposition "Grimms Märchen nach Janosch" zu hören - mit der NDR Bigband und Dieter Glawischnig selbst am Pult. 1972 schrieb und zeichnete Janosch, der Vater der Tigerente, seine Version der Grimm'schen Märchen. Seitdem sorgen Geschichten wie "Hans mein Igel" oder "Der Singende Knochen" für lange Nächte an den Kinderbetten. Nach der Urfassung ihrer Kinder- und Hausmärchen im Jahr 1812 hatten Jakob und Wilhelm Grimm ihre Erzählungen mit jeder Neuausgabe dem Gedankengut der Zeit angepasst. Eine Tradition, die Janosch weiterführt: Er hat die vertrauten Märchen "modernisiert", mit Lust und Ironie gebogen, gebrochen und mit einer Prise Gesellschaftskritik gewürzt. Ein idealer Stoff für Dieter Glawischnig, dessen Passion die Verbindung von Jazz und Texten ist. Gemeinsam mit dem Schauspieler Dietmar Mues hat Glawischnig aus den 54 (Nach-)Erzählungen von Janosch acht als "Libretto" ausgewählt. "Grimms Märchen nach Janosch" - lyrisch, (irr)witzig und skurril. Für die Erwachsenen ein Abend mit Tiefgang, für die Jüngeren eine spannende Klang-Reise in die Märchenwelt.
Auch am dritten Konzertabend, am Sonntag, 22. Juni, 20 Uhr, steht nur ein Werk im Mittelpunkt: Judith Weirs Oper "The Blond Eckbert" nach dem gleichnamigen, 1796 entstandenen Kunstmärchen "Der blonde Eckbert" von Ludwig Tieck. Judith Weir hat das Vieldeutige, Rätselhafte und Beklemmende dieser Märchennovelle in ihrer 1994 entstandenen Oper mit reichen Mitteln in Szene gesetzt. In dieser klassischen Doppelgängergeschichte wird zwischen den Polen des Schreckens und der Komik eine Welt erschaffen, die den Zuhörer in die Unsicherheiten ständiger Stimmungs- und Handlungsumschwünge versetzt. Tiecks verwirrendes und bedrohliches Spiel mit den Wirklichkeitsebenen meint jedoch nicht nur die Sehnsucht nach dem Irrationalen, sondern entspricht dem romantischen Credo, dass die Wirklichkeit sich gerade nicht an der Oberfläche der Erscheinungen ablesen lasse ...
Der englische Dirigent Stefan Asbury leitet bei dieser Aufführung NDR Sinfonieorchester und NDR Chor sowie ein international besetztes Solistenquartett. Die Realisierung des die Opernaufführung live begleitenden Films findet in Kooperation mit dem NDR Fernsehen (Kulturjournal) statt. Der Aufführung gehen eine Lesung der kompletten Tieck-Novelle (Sprecher: Christoph Bantzer, mit Klavierimprovisationen von Claus Bantzer, um 18 Uhr) sowie ein Gespräch mit der Komponistin Judith Weir und Stefan Asbury (um 19 Uhr) voran.
Konzerte: Freitag, 20. Juni, Sonnabend, 21. Juni, und Sonntag, 22. Juni, Rolf-Liebermann-Studio des NDR, Oberstraße 120, Hamburg
ots-Originaltext: NDR Norddeutscher Rundfunk
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