ARD und "Stern": Verfassungsschutz warnte den US-Geheimdienst CIA schon im März 1999 vor einem der drei Hamburger Todespiloten vom 11. September
Hamburg (ots)
Der US-Geheimdienst CIA hatte nach Recherchen von ARD und "Stern" seit März 1999 einen der drei Hamburger Todespiloten im Visier - und ließ ihn gewähren. Es handelte sich dabei um Marwan al-Shehhi, der die Boeing steuerte, die am 11. September 2001 in den Südturm des World Trade Centers flog, berichtet das Hamburger Magazin "Stern" in seiner neuen, am Donnerstag, den 14. August, erscheinenden Ausgabe. Am gleichen Tag sendet Das Erste um 23 Uhr die NDR-Dokumentation "Die tödlichen Fehler der Schlapphüte - Wie die Todespiloten den Geheimdiensten entkamen".
Die CIA wusste damit zweieinhalb Jahre vor den Anschlägen in New York und Washington detailliert Bescheid über al-Shehhi, der aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammte. Der US-Geheimdienst kannte seinen Namen, seine Nationalität, seine Handy-Nummer und war darüber informiert, dass er in Deutschland studierte und dort engen Kontakt unterhielt zu dem im Hamburg lebenden Deutsch-Syrer Haydar Zammar. Zammar war der CIA seit 1993 als ein Drahtzieher der al-Qaida in Deutschland bekannt. Er wurde deshalb von der CIA und von deutschen Geheimdiensten überwacht.
Damit war die CIA frühzeitig informiert, dass al-Shehhi als mutmaßliches al-Qaida-Mitglied galt. Weil aber die CIA diese Information nicht an das FBI, das State Department, die Einwanderungsbehörde weitergab, konnte al-Shehhi am 30. Mai 2000 in die USA einreisen und in Florida eine Pilotenausbildung absolvieren, berichten ARD und "Stern".
Die CIA bekam nach Recherchen von ARD und "Stern" ihre Informationen über al-Shehhi vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Das BfV hatte damals den Deutsch-Syrer Zammar überwacht und dabei auch sein Telefon abgehört. Als sich im Januar 1999 ein "Marwan" bei Zammar meldete, dehnten die Verfassungsschützer Ihre Ermittlungen aus. Bereits zwei Monate später gaben sie ihre Informationen an die CIA weiter.
Obwohl der Verfassungsschutz beim islamistischen Terrorismus mit der CIA kooperierte, wurde er vor zwei Wochen im 800seitigen Abschlussbericht der US-Behörden gerüffelt: Wegen "rechtsstaatlicher Hürden" dürfe er islamische Fundamentalisten nur eingeschränkt beobachten. Die Bundesregierung habe "islamistische Gruppen nicht als Bedrohung empfunden und war unwillig, relevante Ressourcen auf das Ziel anzusetzen."
Tatsächlich, so ARD und "Stern", waren die deutschen Verfassungsschützer über das Umfeld der Hamburger Terrorzelle gut informiert und unterrichteten die CIA. "Es gab jedoch keinen Rückfluss", bestätigten deutsche Sicherheitskreise der ARD und dem "Stern".
ots-Originaltext: NDR Norddeutscher Rundfunk
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