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„Die Kandidatin - Angela Merkel“ Sendetermin: Donnerstag, 8. September, 21.45 Uhr, Das Erste

Hamburg (ots)

Ein Foto vom Ehemann findet sich nicht auf Angela
Merkels Schreibtisch im Deutschen Bundestag, dafür ein Bildnis von
Katharina der Großen. Das Geschenk eines Freundes, der starke Frauen
schätzt. „Sie mag Macht“, sagt ihre politische Freundin, die
Stellvertretende CDU-Vorsitzende Annette Schavan, „und sie mag es
auch, unterschätzt zu werden, weil das der beste Weg ist, um die
Macht zu verfestigen.“
Angela Merkel, die Frau aus dem Osten, will Deutschlands erste
Kanzlerin werden. Aufgewachsen in der DDR, legt sie nach dem
Mauerfall eine Blitzkarriere hin: von der mädchenhaften
Pressesprecherin des Demokratischen Aufbruchs zur machtvollen
Vorsitzenden der großen deutschen Volkspartei CDU.
Die NDR Autorinnen Hanni Hüsch, Gesine Enwaldt und Christiane
Justus begleiteten sie für das Porträt „Die Kandidatin - Angela
Merkel“ im Wahlkampf und in ihre Heimatstadt Templin. Hierher
verschlug es Angela Dorothea Kasner im zarten Babyalter. Geboren in
Hamburg, landete sie im Schlepptau der Familie 1954 in der Uckermark.
Ihren Vater, Pfarrer Horst Kasner, zog die christliche Mission in den
roten Osten. „Ich war ein normales Kind, ich habe auch meine
Trotzanfälle gehabt. Besonders auffällig trotzig oder rebellisch war
ich nicht“, so Merkel über Merkel. „Und wenn man sie haute,“ erinnert
sich Mutter Herlind Kasner, „dann ist sie weggelaufen“. Die damalige
Musterschülerin verbindet nur noch wenig mit ihrer Heimat. Von Natur
aus eher schüchtern, harmoniebedürftig, ließ die spätere Physikerin
die Parteiprofis aus dem Westen in nur 15 Jahren hinter sich.
Wie schaffte sie das? Was treibt sie an? Wo will sie hin und wo
soll Deutschland mit ihr hin? Wer ist diese Frau? Mitstreiter,
Weggefährten, politische Beobachter und Parteifreunde, die auf ihrer
Strecke blieben, versuchen, Angela Merkel zu entschlüsseln. Auch der
Mann, den sie als ersten vor die Tür setzte – ihr Staatssekretär
Clemens Stroetmann aus dem Umweltministerium – kommt zu Wort.
Als „Kohls Mädchen“ landete sie kurz nach der Einheit in der
rheinischen Republik, absolvierte ihre politischen Lehrjahre als
Frauenministerin in seinem Kabinett. „Sehr witzig, sehr intelligent,
sehr frisch war sie“, bescheinigt ihr Wolfgang Schäuble, „nicht mit
diesem routinierten Politikergehabe“.
Nicht zuletzt er musste sich wundern, wie routiniert und
konsequent sie schließlich die Partei durch die Spendenaffäre
manövrierte, das Denkmal Kohl vom Sockel stürzte und als „Mutter
Courage“ am Ende Schäubles Posten als Parteivorsitzende einnahm.
Heute ist das System Merkel etabliert. „Sie beherrscht exzellent
die Telefondemokratie“, beobachtet ihr Kontrahent in
Gesundheitsfragen, Horst Seehofer. „Sie hat ein Netzwerk von
Satelliten, das sie mit detailgetreuen Informationen immer auf dem
Laufenden hält.“
Loyalität vor Kompetenz - ein Führungsprinzip, mit dem sie ihre
Macht stabilisiert. Denn Feinde hat sie genug, auch im eigenen Lager.
Ihre Dauerkonkurrenz mit dem Bayer Edmund Stoiber ist zwar
mittlerweile zu ihren Gunsten geklärt; trotzdem „wollen die mächtigen
Unions-Ministerpräsidenten sie unter Druck setzen“, beschreibt der
Publizist Hajo Schumacher das Verhältnis. „Sie kann diese Front nur
aufbrechen, indem sie immer mal versucht, die Jungs gegeneinander
auszuspielen“ - nach dem Prinzip „divide et impera, teile und
herrsche.“
Wie kaum ein anderer Politiker hält sie ihr Inneres und Privates
unter Verschluss. „Sie ist sehr scheu“, sagt ihr Freund Volker
Schlöndorff, „auch in der Freundschaft. Ich glaube, das ist einfach
ihre Persönlichkeit: diese Zurückhaltung und dass sie das auch
beibehält bei ihren politischen Auftritten.“
Sie ist angekommen. Im Vorhof der Macht. Sie will Deutschland
dienen und am 18. September Geschichte schreiben.
Fotos in Druckqualität gibt es unter www.ard-foto.de, Passwort
erhältlich über die NDR Fotoredaktion (Tel.: 040/ 4156-2305).
6. September 2005/IB
NDR Presse und Information
Rothenbaumchaussee 132
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Telefon: 040 / 4156 - 2300
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