Boßdorf: NDR will vollständige Unterlagen von Birthler-Behörde
Hamburg (ots)
NDR Sprecher Martin Gartzke zu IM-Vorwürfen gegen den ARD-Sportkoordinator und künftigen NDR Sportchef Hagen Boßdorf:
"Das Material, das die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU) ausgewählten Journalisten ausgehändigt hat, ist offenbar nicht identisch mit den Unterlagen, die sie dem NDR geschickt hat. Der NDR hat von der Behörde insgesamt 36 Seiten erhalten, davon sieben Seiten Anschreiben und Erläuterungen der BStU, zwölf Seiten, die sich auf die bereits bekannte Tätigkeit Boßdorfs im Wachregiment 'Feliks Dzierzynski' beziehen, sowie 17 Seiten, zu deren Inhalt sich Hagen Boßdorf schon Anfang 2002 im Rahmen seiner Ernennung zum ARD-Sportkoordinator ausführlich geäußert hat. Mehreren Zeitungen hingegen liegt offenbar ein 80-seitiges Dossier vor.
Eine Reihe der in der Presse zitierten Details fehlen in den Unterlagen, die die BStU dem NDR am 26. Oktober, also kurz vor der entscheidenden Sitzung des Verwaltungsrats am 28. Oktober, übermittelt hat. So findet sich in dem Material z.B. kein Entwurf einer Stasi-Verpflichtungserklärung, von dem in Veröffentlichungen die Rede ist. Auch ergeben sich daraus keine expliziten Hinweise darauf, dass Boßdorf als so genannter Werber aufgebaut werden sollte. Der NDR ist erstaunt über die Diskrepanz und wird vor diesem Hintergrund heute bei der BStU die unverzügliche Übermittlung der vollständigen Unterlagen beantragen.
Derzeit ist dem NDR im Wesentlichen der Stand bekannt, den 2002 auch die ARD zum Zeitpunkt der Berufung Boßdorfs zum ARD-Sportkoordinator hatte und über den damals auch öffentlich ausführlich berichtet worden ist - etwa in der 'Bild am Sonntag' vom 21.1.2002. Sämtliche Anfragen sowohl aus den Aufsichtsgremien des Hauses wie aus der Politik im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Vertragsschluss mit Hagen Boßdorf konzentrierten sich auf die Kernfrage, ob er nachweislich als IM tätig war oder nicht. Dieser Nachweis lässt sich aus den Unterlagen, die dem NDR vorliegen, nicht führen. Auf dieser Grundlage ist die Entscheidung für einen Vertragsschluss mit Hagen Boßdorf zustande gekommen. Sollten sich jetzt neue Sachverhalte ergeben, wird der NDR diese prüfen, soweit sie für das künftige Arbeitsverhältnis relevant sein sollten."
5. Dezember 2005/MG
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