"Panorama" und NDR Info: dubiose Produkte aus dem Shop des FC Bayern - offenbar Schwindel mit Nanoteilchen Sendung: Donnerstag, 9. März, 21.45 Uhr, Das Erste
Hamburg (ots)
Die an der Börse notierte Firma Neosino AG vertreibt Nahrungsergänzungsmittel mit falschen Angaben. Das haben Recherchen des NDR-Nachrichtenmagazins "Panorama" (Sendung: Donnerstag, 9. März, 21.45 Uhr im Ersten) und des NDR Hörfunksenders NDR Info ergeben. Die Firma wirbt damit, dass in ihren Produkten extrem kleine Teilchen, so genannte Nanoteilchen in der Größenordnung von 3-10 Nanometern, enthalten sind. Diese seien entscheidend für die Wirkung. Neosino-Produkte sollen unter anderem Muskelverletzungen vorbeugen und Sportler leistungsfähiger machen.
Lizenzpartner des Unternehmens ist der FC Bayern München, Vereinsarzt Müller-Wohlfahrt hat einen Beratervertrag mit der Firma. Der Deutsche Sportbund hat Neosino-Produkte offiziell empfohlen und in einem Schreiben an seine 26.000 Vereine den Kauf sogar zu Sonderpreisen angeboten.
Ein Gutachten des Max-Planck-Institutes im Auftrag von "Panorama" und NDR Info hat eindeutig ergeben: Die vom Hersteller angegebene Partikelgröße im Bereich von drei bis zehn Nanometer könne in keinem Fall bestätigt werden. Solch kleine Nanoteilchen fanden sich in keiner der untersuchten Proben, so das Institut. Das Produkt bestehe zu mindestens 99 Prozent aus Mikrometer-großen Pulverkörnern. Diese sind 100-mal größer als von Neosino behauptet. Es gebe eine wesentlich billigere Lösung, als die Produkte von Neosino zu schlucken, sagt Professor Markus Antonietti, renommierter Nano-Forscher am Max-Planck-Institut in Potsdam. Man könne auch "auf einen ganz normalen Bolzplatz gehen und den Staub, der dort ausgewirbelt wird, schlucken. Das hätte genau die gleiche Wirkung."
Der Generalsekretär des Deutschen Sportbundes, Andreas Eichler, hat inzwischen angekündigt, der Vertrag mit Neosino werde nicht verlängert. Der FC Bayern München hatte mitgeteilt, er verlasse sich auf das Urteil seines Vereinsarztes Müller-Wohlfahrt. Neosino bestreitet die Vorwürfe. Das Max-Planck-Institut habe nicht richtig gemessen, sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Edmund Krix. Die Neosino AG ist Anfang Januar an die Börse gegangen. Der Kurs der Aktie hatte sich innerhalb weniger Tage verdreifacht. Der Wert des Unternehmens stieg auf über 200 Millionen Euro.
9. März 2006 / IB
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