BGA Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V.
Außenhandel: Gebremster Optimismus
BGA senkt Prognose für deutsche Exporte und Wirtschaftswachstum
Berlin (ots)
"Man darf den Aufschwung jetzt nicht kaputt reden, auch wenn wir uns zunehmend schwerer tun, den Konjunktur-Optimismus vom Jahresanfang beizubehalten. Dies liegt an den überaus widersprüchlichen Daten und Signalen, die wir sowohl aus wichtigen Branchen wie aber auch aus verschiedenen Auslandsmärkten derzeit erhalten. Die abscheuliche Serie von Terroranschlägen in Spanien spielt für diese Einschätzung, bei aller Tragik für die Opfer und deren Angehörigen, allenfalls eine untergeordnete Rolle." Dies erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), heute in Berlin.
In seiner aktuellen Prognose rechnet der BGA im laufenden Jahr nunmehr mit einer Zunahme der deutschen Exporte von 3,8 Prozent auf knapp 687 Milliarden Euro und korrigiert damit seine bisherigen Erwartungen leicht nach unten. Die Einfuhren können unter dem Einfluss der steigenden Importnachfrage, des anhaltend hohen Ölpreises und der Wechselkurssituation um bis zu 3 Prozent auf 548 Milliarden Euro zulegen. Der daraus resultierende Außenhandelsüberschuss von gut 139 Milliarden Euro bedeutet eine neue Rekordmarke.
"Binnenwirtschaftlich, insbesondere von der Konsumseite erwarten wir für Deutschland hingegen nicht viel. Deshalb schauen wir insgesamt tatsächlich nicht mehr so uneingeschränkt optimistisch nach vorne wie noch vor wenigen Wochen. Für das Bruttoinlandsprodukt in 2004 erwarten wir nur noch ein Wachstum von 1,2 Prozent. Die Bundesregierung wäre im Übrigen vor dem Hintergrund des Defizit-Kriteriums im Stabilitätspakt gut beraten, wenn auch sie frühzeitig bei ihren Finanzplanungen vorsichtiger agierte", mahnt der BGA-Präsident.
Insgesamt überwiegt der Optimismus aufgrund der anziehenden weltwirtschaftlichen Lage. Die positiven Impulse des weltwirtschaftlichen Aufschwungs werden den deutschen Außenhandel spürbar beflügeln. Die Wachstumsmärkte beispielsweise in Asien und Osteuropa sowie Russland wachsen mit unverminderter Geschwindigkeit, was sich weiter positiv auf unsere Exporte auswirkt. Neben der derzeit alles überstrahlenden VR China existieren in Asien hochentwickelte Volkswirtschaften wie Japan, Korea und Taiwan mit einem immensen Nachfragepotential nach deutschen Produkten: Von hochwertigen Konsumgütern bis zum Maschinenbau, von Informations- und Kommunikationstechnik bis zur Umwelttechnologie und auch modernen Dienstleistungen.
Überall in diesen Regionen hat die deutsche Wirtschaft immense Chancen. "Dies ist nur möglich, wenn wir uns durch zunehmende Anstrengungen bei Forschung und Entwicklung die Technologieführerschaft bei unseren Schlüsselprodukten erhalten. Eine Innovationsoffensive mit einer stärkeren Vernetzung von Grundlagenforschung und Wirtschaft tut daher dringend Not, da wir derzeit in wichtigen Bereichen an Wettbewerbsfähigkeit verlieren", so der BGA-Präsident.
Mit den gegenwärtigen Schwankungen des Euro-Dollar-Kursniveaus zwischen 1,22 und 1,28 Dollar, das noch bis zum Sommer andauern dürfte, kann der deutsche Außenhandel mit Anstrengungen leben. Auch der infolge der Dollarschwäche und der konjunkturell anziehenden Nachfrage hohe Ölpreis von 33 Dollar pro Barrel stellt noch keine ernsthafte Gefahr für die Weltwirtschaft dar.
Eine große Chance für die deutsche Wirtschaft stellt nach Ansicht Börners die EU-Osterweiterung dar. Sie wird einen kräftigen erweiterungsbedingten Wachstumsimpuls erhalten. Deutsche Exporteure erzielten im Vorjahr in den beitretenden Staaten einen Zuwachs von 5,7 Prozent gegenüber 2002, mit einem Volumen von fast 57 Milliarden Euro. Dies entspricht fast neun Prozent der deutschen Exporte - fast ebenso viel wie in die USA.
Der Nachholbedarf nach Investitions- und Konsumgütern wird Deutschland auf Jahre hinaus gute Aufträge bescheren. "Jährlich können bei uns in den nächsten zehn Jahren bis zu 50.000 Arbeitsplätze allein durch die EU-Erweiterung neu geschaffen werden, vorausgesetzt, die richtigen Rahmenbedingungen werden gesetzt", so Börner. "Gleichzeitig bedeutet die Erweiterung der EU auch enorme politische Herausforderungen." Beispielsweise haben im Rahmen des Reformprozesses die Staaten Mittel- und Osteuropas ihre Steuersysteme modernisiert.
Börner: "Deutschland muss sich dem Steuerwettbewerb und überdies dem Wettbewerb der Sozialsysteme stellen und die passenden Antworten geben. Tut die Politik dies nicht, sind Arbeitsplätze in ähnlicher Höhe gefährdet. Nicht nur die sinkende Transparenz und zunehmende Komplizierung des Steuerrechtes, sondern auch die EU-Osterweiterung machen eine grundlegende Reform des Steuerrechtes dringender notwendig den je." Der BGA unterstützt daher Initiativen, welche die Steuersätze weiter in Richtung 30 Prozent senken, durch Verbreiterung der Bemessungsgrundlage, Streichung von Ausnahmen und Subventionen. Der deutsche Mittelstand hat seine Chance erkannt. Eine aktuelle repräsentative BGA-Umfrage belegt, dass bereits knapp die Hälfte der deutschen Großhandelsunternehmen in Polen, Ungarn, Tschechien und/oder der Slowakei tätig ist. Der Grad der Verflechtung ist schon sehr weit vorangeschritten.
"Im Außenhandel liegt auf lange Sicht die einzige Chance für die Wirtschaft, die Wachstumsraten zu erzielen und die Überschüsse zu erwirtschaften, die uns auch in Zukunft ein Funktionieren unseres sozialen Systems ermöglichen", so Börner abschließend.
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