BGA Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V.
BGA senkt BIP-Wachstumsprognose - Exportweltmeister Deutsch-land in der Stagnation Sendesperrfrist: 5. Oktober 2005 10:30 Uhr
Berlin (ots)
Auch für das Jahr 2006 sieht der BGA keine Belebung der Konjunktur und rechnet nunmehr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von unter einem Prozent. Gleichzeitig bestätigt er die Prognose von 0,7 Prozent für das laufende Jahr dank der au-ßenwirtschaftlichen Erfolge. Während die Nachfrage nach Investitionsgütern export-bedingt leicht anzieht, sieht er keine Anzeichen für eine nachhaltige Belebung im Bausektor und bei der Konsumnachfrage.
"Die Verhandlungen für eine große Koalition ziehen sich hin und werden aller Vor-aussicht nach auch nicht die notwendige Modernisierung des Wirtschaftsstandortes Deutschland bringen. Die Folgen: der Faktor Arbeit bleibt teuer, das Arbeitsrecht wird nicht flexibler und eine mögliche Mehrwertsteuererhöhung wird zum Stopfen von Haushaltslöchern verwendet. Wie unsere jüngste Unternehmerbefragung gezeigt hat, werden die Betriebe erst wieder nennenswert in Deutschland investieren, wenn die notwendigen Modernisierungsschritte unumstößlich im Gesetzblatt stehen oder deren Richtung zumindest klar erkennbar ist." Dies erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels e.V. (BGA), anlässlich der heutigen BGA-Pressekonferenz zur Außenhandelskonjunktur.
"Umso entscheidender ist ein Erfolg der WTO-Konferenz in Hongkong für die weitere positive Entwicklung des Welthandels und der Exportnation Deutschland, dessen Außenhandel zu zwei Dritteln zum Wirtschaftswachstum beiträgt. Aber auch für die wirtschaftliche Entwicklung von Entwicklungs- und Schwellenländer", so Börner.
Der BGA rechnet für das laufende Jahr mit einem Anstieg der nominalen Ausfuhren um 6 Prozent auf ein Volumen von 777,5 Milliarden Euro. Die Einfuhren um voraus-sichtlich 7,5 Prozent auf gut 620 Milliarden Euro zulegen. Hieraus errechnet sich ein Außenhandelsüberschuss, der mit knapp 157 Milliarden Euro ungefähr auf dem ho-hen Niveau des Vorjahres (156,1 Milliarden Euro) liegt.
Der Welthandel wird im laufenden wie auch im kommenden Jahr um etwa sechs Pro-zent wachsen, stärker als die Weltwirtschaft, für die wir im laufenden Jahr ein Plus von 4,5 und im kommenden Jahr nur noch ein Wachstum von vier Prozent prognostizieren. Ursache für dieses schwächere Wachstum der Weltwirtschaft sind insbesondere die weiterhin hohen Preise für Rohstoffe und Energie. Hinzu kommt die stei-gende Inflationsgefahr, die zu wachstumsbremsenden Zinserhöhungen führen wird. Der deutsche Außenhandel wird auch im kommenden Jahr auf gewohntem Niveau wachsen. Für die Ausfuhren sehen wir 2006 abermals eine Zunahme von sechs Prozent auf ein Volumen von 824 Milliarden Euro; die Einfuhren werden ebenfalls um sechs Prozent auf 658 Milliarden Euro steigen. Der Handelsbilanzüberschuss wird somit mit 166 Milliarden Euro abermals einen neuen Rekord erreichen. Deutschland wird 2005 und aller Voraussicht nach auch im kommenden Jahr den Titel des Ex-portweltmeisters von Waren verteidigen.
Positiv für die deutsche Exportwirtschaft bleibt insbesondere die rasante Entwicklung auf vielen Wachstumsmärkten. Das Russlandgeschäft boomt weiterhin. Trotz Verschnaufpause geht der BGA beim Handel mit den neuen EU-Mitgliedsstaaten für das Gesamtjahr von einem Exportwachstum von vier bis sechs Prozent aus. Hinzu kommen mittelfristig neue Wachstumsräume wie Indien und Nordafrika/Nahost. Der Aufschwung in Asien bleibt ungebrochen, obwohl die Ausfuhren nach China in der ersten Jahreshälfte ein Minus von 12,7 Prozent aufwiesen.
Zentrale Bedeutung für die weitere dynamische Entwicklung der Weltwirtschaft kommt der Ministerkonferenz der WTO im Dezember in Hongkong zu. "Jüngst haben die USA und insbesondere auch die EU schwere handwerkliche Fehler begangen, handelspolitisches Porzellan zerschlagen und viel Vertrauen - insbesondere bei solch weltwirtschaftlichen Schlüsselspielern der Zukunft wie China und auch Indien - verspielt. Wir appellieren an die Entscheidungsträger in der EU, dass sich der gro-teske Streit um Textilquoten nicht in anderen Produktbereichen wiederholt, beispielsweise bei Schuhen oder auch Möbeln", erklärt Börner.
Bei einem Scheitern der aktuellen Welthandelsrunde besteht die Gefahr, dass eine weltweite Abkehr vom multilateralen Prozess erfolgt. Eine solche Entwicklung würde insbesondere weniger entwickelte Länder treffen. Die großen Schwellenländer, die als Handels- und Investitionsstandorte heiß umworben werden, könnten die besten Abkommen mit den Industrieländern aushandeln, während die kleinen Schwellenländer das Nachsehen haben. Zudem bedeutet ein Wirrwarr an Freihandelsabkommen einen zusätzlichen Bürokratieaufwand im Außenhandel, was sich insbesondere auf das Auslandsengagement kleinerer und mittlerer Unternehmen negativ auswirken wird - mit der Folge weiteren Arbeitsplatzabbaus.
"In Hongkong müssen Handelsvereinfachungen sowie effektivere Regeln - gerade im Hinblick auf "Abwehrinstrumente" wie beispielsweise Antidumping-Maßnahmen - ganz oben auf der Agenda stehen. Eine Überfrachtung der Agenda mit handelsfremden Themen wäre kontraproduktiv. Binnenwirtschaftlich muss die Modernisierung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fortgesetzt und verstärkt werden, um die Standortbedingungen Deutschlands zu verbessern", so Börner abschließend.
60, Berlin, 5. Oktober 2005
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