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BDI Bundesverband der Deutschen Industrie

BDI-Präsident Rogowski: "Dem EU-Patent droht eine Totgeburt"

Berlin (ots)

"Das Gemeinschaftspatent soll doch nicht allein ein
Beschäftigungsförderungsprogramm für Übersetzungsbüros und
überflüssige nationale Patentämter sein", warnte Michael Rogowski,
Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), vor der
erneuten Debatte im Rat für Wettbewerbsfähigkeit am 19. Mai 2003.
"Wir brauchen ein praxistaugliches Rechtsinstrument zur Stärkung der
Innovationskraft der europäischen Industrie." Die bereits vor Wochen
grundsätzlich beschlossenen kostspieligen Übersetzungen der
Patentansprüche seien überflüssig wie ein Kropf, weil sie ohnehin
niemand in einer anderen Sprache als Englisch lese.
Nach fast dreijährigen Beratungen drohe der ursprünglich mutige
und pragmatische Kommissionsvorschlag nun gänzlich zerredet zu
werden. Selbst kleinste Detailregelungen zur Verbesserung des Textes,
die eigentlich schon beschlossen waren, würden wieder in Frage
gestellt. "Wir haben schon vieles schlucken müssen auf dem Weg zu
einer Grundsatzeinigung", sagte Rogowski, "aber wenn jetzt nicht
wenigstens einige Minimalforderungen zur Kostensenkung erfüllt
werden, wird das Projekt eine Totgeburt. Die Unternehmen sehen für
das Kind anderenfalls keine Chance, das Licht des Wirtschaftsalltags
zu erblicken."
Selbst der simple und nahe liegende Vorschlag der deutschen
Regierung, die den Patentanmeldern aufgezwungenen Übersetzungen der
Patentansprüche in alle künftig über 20 EU-Amtssprachen erst zwei
Jahre nach Patenterteilung fällig zu stellen, finde bei der Mehrheit
der anderen Mitgliedstaaten keine Gnade. Die Frist gäbe dem
Patentanmelder die Möglichkeit, seine Erfindung zumindest kurz am
Markt auf ihre Wertigkeit zu testen, bevor er die kostspieligen
Übersetzungen veranlasst.
Im Streitfall dürfe im Übrigen allein die Sprache des Anmelders
maßgeblich sein. Wenn dagegen den übrigen Sprachfassungen
streitentscheidende Wirkung zukäme, dann lägen die Übersetzungskosten
für ein EU-Patent weit höher als bisher angenommen. Die
EU-Kommission schätzt die Kosten auf 5.000 EURO, die Industrie
geht sogar von weit höheren Beträgen aus.
Der BDI-Appell an den Rat lautet: Die Lissabon-Strategie - Europa
zur wettbewerbsfähigsten Region zu machen - muss als politische
Leitlinie im Vordergrund stehen. Weitere politische Kompromisse auf
Kosten der Industrie sind hier fehl am Platz.

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