BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
Rohstoffkongress der Industrie: Versorgungssicherheit mit Rohstoffen muss wieder auf die politische Agenda
Berlin (ots)
Die angespannte Lage auf den Rohstoff-Weltmärkten betrifft fast die gesamte Industrie. Viele Unternehmen haben mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Das sagte BDI-Präsident Jürgen R. Thumann anlässlich des Kongresses Rohstoffsicherheit Herausforderung für die Industrie in Berlin. Ein Grund für die hohe Rohstoffnachfrage sei das stärkste Weltwirtschaftswachstum der letzten 30 Jahre. Vor allem das starke Wachstum in China habe die Rohstoffmärkte verändert. Weitere Entwicklungs- und Schwellenländer würden nach Ansicht Thumanns folgen. Diese Länder stünden erst am Anfang ihrer wirtschaftlichen Entwicklung.
Angesichts der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen muss die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen wieder auf die politische Agenda, so Thumann weiter. Wirtschaft und Politik müssten ein stärkeres Problembewusstsein für Rohstofffragen und eine langfristig orientierte Rohstoffstrategie entwickeln. Dabei sei die Rohstoffversorgung grundsätzlich Sache der Industrie und müsse den Unternehmen überlassen bleiben. Die Wirtschaft müsse sich aber auf das Funktionieren der Märkte verlassen können. Wo das nicht gegeben sei, müsse die Politik eingreifen und das Interesse der Unternehmen an einer gesicherten Rohstoffversorgung unterstützen.
Da viele Länder Rohstoffexporte gezielt als Instrument der Außenpolitik einsetzten, den Handel mit Rohstoffen durch Importsubventionen oder Exportbeschränkungen verzerrten oder ihre Rohstoffwirtschaft gegen ausländische Investoren abschotteten, müssten die deutsche und europäische Politik Konzepte entwickeln, wie sie diesen Tendenzen wirksam begegnen wollen. Wir erwarten überall da eine Antwort, wo nicht Marktmechanismen am Werke sind, sondern es sich um politisch verursachte Probleme handelt. Diese müssen auch politisch gelöst werden, sagte Thumann. Die Sicherung eines freien Zugangs zu den Weltmärkten ist entscheidend für uns. Wettbewerbsverzerrungen müssen beseitigt werden. Hierfür müssen alle vorhandenen politischen oder rechtlichen Möglichkeiten genutzt werden.
Die dramatische Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten gefährdet zigtausend Arbeitsplätze, warnte Werner Müller, Vorstandsvorsitzender der RAG Aktiengesellschaft. Dabei handele es sich nicht um temporäre Entwicklungen, sondern um dauerhafte Nachfrageverschiebungen wie beim Wiederaufbau Europas nach dem zweiten Weltkrieg oder beim Aufstieg Japans in den 60er- und 70er- Jahren. Ein weiterer Anstieg der Rohmetallpreise um 50 Prozent belaste die deutsche Wirtschaft mit 35 Milliarden Euro im Jahr. Wir brauchen daher dringend eine nationale Rohstoff- und Energiestrategie, um dem Industriestandort Deutschland eine langfristige Perspektive zu eröffnen, sagte Müller.
Thumann rechne nicht mit einer akuten Erschöpfung der Rohstoffvorkommen. Kurzfristig sei das Angebot an Rohstoffen jedoch wenig flexibel. Die Rohstoffproduktion ist kapitalintensiv und abhängig von den technischen Gegebenheiten im Bergbau. Von der Entdeckung eines Rohstoffvorkommens bis zur Gewinnung können acht bis zehn Jahren vergehen, sagte Thumann. Darüber hinaus mache ihm der weltweite Konzentrationsprozess im Bergbau seit den 1990er Jahren Sorgen, der zu einer größeren Marktmacht der Lieferfirmen sowie zu einer Konzentration der Lieferländer geführt habe.
In den materialintensiven Branchen gibt es kaum Möglichkeiten, den Preisanstieg durch Einsparungen an anderer Stelle zu kompensieren. Die Möglichkeit, gestiegene Materialkosten an die folgenden Stufen der Wertschöpfungskette oder an den Endkunden weiterzugeben, wird umso kleiner, je schlechter die wirtschaftliche Lage insgesamt ist, sagte Thumann.
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