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Deutscher Bauernverband (DBV)

Gemeinsame Veranstaltung von DBV und DLT - Sonnleitner und Duppré: "Das Land hat Bildungschancen"

Berlin (ots)

Der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Deutsche
Landkreistag (DLT) haben sich heute in einer gemeinsamen öffentlichen
Veranstaltung intensiv mit der Sicherung eines attraktiven 
Bildungssystems in den ländlichen Räumen beschäftigt. DBV-Präsident 
Gerd Sonnleitner und DLT-Präsident Landrat Hans Jörg Duppré sagten: 
"Es ist von außerordentlicher Bedeutung, für eine attraktive 
Bildungslandschaft im ländlichen Raum zu sorgen. Bildung ist mehr 
denn je ein echter Standortfaktor, der über die Ansiedlung von 
Unternehmen und den Zuzug von Familien in eine Region entscheidet. 
Das Land hat vielfältige Bildungschancen, die genutzt werden müssen."
Zukunftssicherung im ländlichen Raum sei allerdings nur dann 
möglich, wenn es gelänge, ein ausreichendes und vielgestaltiges, für 
alle Schüler gut erreichbares Netz an allgemein¬bildenden Schulen, 
Förderschulen, berufsbildenden Schulen und 
Weiterbildungseinrichtungen vorzuhalten.
Sonnleitner betonte, dass "die Zukunft der ländlichen Räume mit 
der Ausbildung und Qualifikation seiner Bewohner steht und fällt." Er
forderte Bund und Länder auf, gleiche Bildungschancen und eine 
flächendeckende, wohnortnahe Versorgung der ländlichen Bevölkerung 
mit Bildungseinrichtungen zu schaffen.
Dazu müsse man auch höhere Bildungsausgaben pro Einwohner 
akzeptieren. Es sei "eine Wahnvorstellung, dass die Zukunft allein in
den Metropolen liege", so Sonnleitner. Allein in Deutschland lebten 
rund 68 Prozent der Bevölkerung in ländlichen Regionen. Sie müssten 
dieselben Bildungschancen haben wie Stadtbewohner. Dazu gehöre auch, 
Verkehrsinfra¬strukturen in den entlegenen Regionen sicherzustellen 
und Kommunikationssysteme sowie Medien flächendeckend 
bereitzustellen. So sei die Bundesregierung gefordert, die 
Breitbandinfrastruktur auch auf dem Lande konsequent weiter 
auszubauen, um Bildung und Arbeitsplätze auf dem Lande zu erhalten 
und neu zu schaffen.
Duppré forderte mehr kommunale Verantwortung im Bildungsbereich: 
"Alle Staaten, die bei PISA und anderen Untersuchungen gut 
abgeschnitten haben, setzen auf eine kommunale Verantwortung für 
schulische Bildung. Zentrale Erfolgsprinzipien sind dabei die 
kommunale Verankerung der Schulen, die Übertragung der 
Umsetzungsverantwortung von zentraler auf die örtliche Ebene sowie 
die Ermöglichung einer individuellen Förderung für jeden Schüler." 
Die Einrichtung kommunaler Bildungslandschaften unter Federführung 
der Landkreise ermögliche es, die Qualität von Bildungsangeboten 
sowie die Durchlässigkeit innerhalb des Bildungssystems zu 
gewährleisten und zu verbessern. "Dadurch wird Chancengerechtigkeit 
für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im ländlichen Raum im 
Vergleich zu Ballungsgebieten erreicht."
Gerade in den von demografischer Entwicklung und Globalisierung 
besonders betroffenen ländlichen Gebieten müsse ein gut erreichbares 
Bildungsangebot auch bei veränderten Rahmenbedingungen langfristig 
gesichert werden und weiterhin im Vordergrund der Entwicklung stehen.
"Dies gilt auch dann, wenn dadurch kleinere Klassen- bzw. 
Gruppen¬größen in den Schulen entstehen. Nur so ist es möglich, die 
Innovations- und Zukunfts¬fähigkeit sowie das gesellschaftliche, 
kulturelle und wirtschaftliche Potenzial der ländlichen Räume zu 
heben", verdeutlichten Sonnleitner und Duppré gemeinsam.
Bildung -Zukunftsfaktor für die Entwicklung ländlicher Räume
Gemeinsame Positionen
Deutscher Bauernverband (DBV) und Deutscher Landkreistag (DLT)
Berlin, 25. November 2008
Bildungsangebot im ländlichen Raum erhalten und weiter entwickeln
In den Gebieten außerhalb der Ballungsräume leben in Deutschland 55 
Mio. Menschen, was einem Anteil von 68% der Bevölkerung entspricht. 
Mit fast 23 Mio. Arbeitsplätzen bietet der ländliche Raum in den 
verschiedenen Berufs- und Wirtschaftsbereichen fast 60% aller Jobs 
mit vielfältigen Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten. Rückgrat der 
Wirtschaft im ländlichen Raum sind die kleinen und mittleren 
Betriebe. Auf deren Belange sowie auf die spezifischen Belange der 
ländlichen Bevölkerung müssen die Bildungsangebote und die 
Bildungsinfra-struktur im ländlichen Raum ausgerichtet sein.
Eine nachhaltige Weiterentwicklung und Zukunftssicherung des 
ländlichen Raumes ist nur möglich, wenn dafür ein ausreichendes und 
vielgestaltiges, für alle Zielgruppen gut erreich-bares Netz an 
allgemeinbildenden Schulen (Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien), 
För-derschulen, berufsbildenden Schulen, Weiterbildungseinrichtungen 
und hochschulischen Einrichtungen bereit gestellt wird.
Die demographische Entwicklung sowie veränderte 
Qualifikationserfordernisse konfrontieren die allgemeine und 
berufliche Bildung in ländlichen Räumen in den kommenden Jahren mit 
neuen Herausforderungen. Angesichts rückläufiger Schülerzahlen müssen
bei strukturellen Anpassungen der Bildungsinfrastruktur die Parameter
für Schul- und Klassengrößen in länd-lichen Räumen überdacht und an 
veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden.
Die allgemeinbildenden Schulen müssen den Jugendlichen an der 
Übergangsschwelle von der Schule zum Beruf bestmögliche Einstiegs- 
und Entwicklungschancen eröffnen. Im Be-reich der beruflichen Bildung
sind aufgrund veränderter und tendenziell steigender Anforde-rungen 
im Berufsalltag weitere inhaltliche und strukturelle Anpassungen 
erforderlich. Betrieb-liche Spezialisierungen erfordern hier auch 
mehr Flexibilität bei der Umsetzung.
Neue Entwicklungen und veränderte Anforderungen von Gesellschaft und 
Wirtschaft an das zukünftige Bildungssystem werden Auswirkungen bis 
hin zur Bildungsfinanzierung nach sich ziehen. Die 
Bildungsfinanzierung muss an veränderte Rahmenbedingungen angepasst 
und auch bei weiterhin knappen öffentlichen Haushalten gewährleistet 
werden. Bei allen Verän-derungen sind immer die vielfältigen 
Kosten-Nutzen-Effekte zu berücksichtigen. Beispiels-weise werden 
Schulschließungen einerseits kurzfristig zu Einsparungen bei den 
Bundeslän-dern führen. Auf der anderen Seite entstehen dadurch aber 
Mehrausgaben, z.B. für die Schülerbeförderung.
Im ländlichen Raum sollte ein gut erreichbares Bildungsangebot für 
die Schüler bzw. Bil-dungsteilnehmer weiterhin im Vordergrund der 
Entwicklung stehen - auch dann, wenn da-durch kleinere Klassen- bzw. 
Gruppengrößen in den Schulen entstehen. Nur so wird es mög-lich sein,
die Innovations- und Zukunftsfähigkeit sowie das gesellschaftliche, 
kulturelle und wirtschaftliche Potenzial der ländlichen Regionen 
abzusichern.
Kommunale Bildungslandschaft unter Federführung der Landkreise
Alle Staaten, die bei PISA und anderen Schulleistungsuntersuchungen 
gut abgeschnitten haben, setzen auf eine örtlich verankerte 
Verantwortung für schulische Bildung. Schlüssel zum Erfolg sind dabei
die kommunale Verankerung der Schulen, die Übertragung der 
Um-setzungsverantwortung von der zentralen auf die örtliche Ebene 
sowie die Ermöglichung einer individuellen Förderung für jeden 
Schüler.
Die politische Gliederung in Deutschland und die oft kleinteilige 
Gemeindestruktur führt dazu, dass die Landkreise zumeist ein hohes 
Maß an Verantwortung für Bildungsangebote, -einrichtungen  und 
-strukturen in ihrem Bereich haben. Neben den allgemeinbildenden und 
den beruflichen Schulen zählen dazu auch Einrichtungen der 
Weiterbildung wie beispiels-weise Volkshochschulen, Musikschulen und 
nicht-formale Bildungsangebote. Der Aufbau einer vernetzten, sinnvoll
ineinandergreifenden und effizienten Infrastruktur im 
Bildungsbe-reich ist eine Kernkompetenz und herausragende Aufgabe der
Landkreise.
Qualität der Bildungsangebote
Die dynamischen Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft stellen 
jeden Einzelnen im persönlichen und beruflichen Umfeld vor teilweise 
ganz neue Rahmenbedingungen. Zur Ein-stellung auf neue Anforderungen 
bedarf es eines breiten und zielgruppenspezifischen Ange-botes an 
qualitativ hochwertigen und aktuellen Aus-, Fort- und 
Weiterbildungsmöglichkeiten. Für die praktische Umsetzung 
entsprechender Bildungsmaßnahmen ist eine moderne und leistungsfähige
und vernetzte Infrastruktur erforderlich. Diese sollte für die 
Zielgruppen gut erreichbar, technisch und personell angemessen 
ausgestattet und mit dem Umfeld möglichst gut vernetzt sein. Wichtig 
für die Qualität von Bildungsangeboten ist auch eine angemessene 
Ausstattung der Landkreise mit Einrichtungen zur Versorgung mit 
Bildungsmaterialien und -medien (z.B. Bildstellen) sowie die 
Anbindung ländlicher Räume mit aktuellen Informations- und 
Kommunikationsmedien (z.B. Datenversorgung über DSL-Technik).
Die Einrichtung kommunaler Bildungslandschaften unter Federführung 
der Landkreise er-möglicht es, die Qualität von Bildungsangeboten 
sowie die Durchlässigkeit innerhalb des Bildungssystems (z.B. im 
Rahmen der Länder-Schulgesetze) zu verbessern und zu gewähr-leisten. 
Dadurch wird Chancengerechtigkeit für Kinder, Jugendliche und 
Erwachsene im ländlichen Raum im Vergleich zu Ballungsgebieten 
erreicht. Beim Aufbau kommunaler Bil-dungsstrukturen muss immer auch 
eine intensive Koordinierung mit den regionalen berufs-ständischen 
Wirtschaftsorganisationen erfolgen.
Gewinnung von qualifiziertem Betriebspersonal
Es ist eine Kernaufgabe der Landkreise, die Qualifizierung des 
Nachwuchses an Fach- und Führungskräften für die eher kleingliedrige 
betriebliche Struktur im ländlichen Raum zu un-terstützen und zu 
fördern. Aber auch die örtliche Wirtschaft einschließlich der Land- 
und Ag-rarwirtschaft hat eine Eigenverantwortung für das "Fit-Machen"
und für eine qualifizierte Be-rufsausbildung im ländlichen Raum. 
Bereits jetzt unterstützen viele kleine und mittlere Unter-nehmen mit
spürbaren Beiträgen die Bildungsaufgabe im ländlichen Raum 
entscheidend mit. Betriebe der Wirtschaft stellen Ausbildungsplätze 
bereit, bieten Plätze für Schulpraktika an, stehen als 
außerschulischer Lernort für die allgemeinbildenden Schulen zur 
Verfügung und engagieren sich aktiv für wirtschaftsnahe 
Qualifizierung und Information der Bevölkerung. Hinzu kommt das 
ehrenamtliche Engagement von Beschäftigten dieser Unternehmen im 
Bereich von Bildung und Qualifizierung, beispielsweise in 
Bildungsgremien, kommunalen Gremien, regionalen Bildungsaktionen und 
-bündnissen sowie in einschlägigen Projektaktivi-täten.
Beförderung oder Unterbringung von Schülern
Die Beförderung von Schülern zu den Schulen und anderen 
Bildungseinrichtungen ist eine zentrale Frage für die 
Weiterentwicklung und Zukunftssicherung ländlicher Räume. Zukünftig 
müssen die Landkreise hier unterschiedliche regionalspezifische 
Ansätze entwickeln. Im Bereich der Berufsbildung ist dafür eine 
intensive Koordinierung und Zusammenarbeit mit den Betrieben der 
ausbildenden Wirtschaft und in bestimmten Berufsbereichen auch eine 
überregionale Koordinierung erforderlich.

Pressekontakt:

Kontakt:
Deutscher Bauernverband
Dr. Michael Lohse
Pressesprecher
Tel.: 030 / 31904 240

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