DBV-Präsident Gerd Sonnleitner trifft künftigen WTO-Generaldirektor Dr. Supachai Panichpakdi in Hannover
Hannover (ots)
(DBV) Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, und der Vizepräsident Heinz Christian Bär, haben auf dem Weltbauerntag am 29. Mai 2000 in Hannover den künftigen Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO), Dr. Supachai Panichpadki, zu einem informellen Meinungsaustausch getroffen. An dem Gespräch nahm auch der Präsident des Europäischen Bauernverbandes (COPA), der Niederländer Noel Devisch, teil. Zentrales Thema der Unterredung war die künftige Berücksichtigung von Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt in der WTO.
Die Präsidenten Sonnleitner und Devisch haben dem designierten Generaldirektor die vielfältigen Aufgaben der europäischen Landwirtschaft dargelegt, die weit über die reine Produktion von Nahrungsmitteln hinausreichen. Sie unterstrichen deutlich, dass die Bauern in der Europäischen Union einem fairen Welthandel offen und positiv gegenüber stünden. Ein fairer Handel dürfe sich allerdings nicht auf die Liberalisierung technischer Tarife und Quoten beschränken, sondern müsse auf die regionalen und kulturellen Besonderheiten der vielfältigen ländlichen Räume Rücksicht nehmen, betonten die Präsidenten. Die Ansprüche der Bevölkerung an die Landwirtschaft seien enorm gewachsen. Vor diesem Hintergrund sei das "Europäische Modell" der Landwirtschaft entwickelt worden, das die vielfältigen Aufgaben der Bauern in Deutschland und in ganz Europa berücksichtige. Weltweit gewinne dieser Gedankenansatz an Zustimmung, wenngleich an konkreten Inhalten noch intensiv zu arbeiten sei.
Supachai Panichpadki verdeutlichte einleitend seine Grundüberzeugung, dass der Abbau von staatlichen Handelsrestriktionen den Wohlstand weltweit verbessere. Dies sei auch für die Entwicklungsländer von Bedeutung, in denen es teilweise noch grossen Hunger gebe. Er schränkte allerdings dahingehend ein, dass nicht übersehen werden könne, dass in den letzten zehn Jahren, auch nach dem Abschluss der GATT-Runde, die Kluft zwischen armen und reichen Ländern besorgniserregend gewachsen sei. Hierfür sei auch politisches Missmanagement in verschiedenen Ländern verantwortlich.
Supachai Panichpadki stellte klar heraus, dass der Handel mit agrarischen Produkten nicht gleichzustellen sei mit dem von Industriegütern. Für den Agrarhandel sei ein Regelwerk erforderlich, das die Kluft zwischen Arm und Reich vermindere. Für die künftige Einbeziehung der Landwirtschaft in die WTO-Verhandlungen nannte der designierte WTO-Generaldirektor drei Eckpunkte:
- Die Landwirtschaft und damit die Produktion von Nahrungsmitteln müsse weltweit gesichert werden unter Berücksichtigung der vielfältigen Aufgaben der Landwirtschaft und der ländlichen Räume.
- Ein intensiver Transfer von Know How und Technologie zum Abbau von Entwicklungs- und Produktionsdefiziten sei erforderlich.
- Handelsregeln, mit denen ein angemessener Ausgleich zwischen den verschiedenen weltweiten Interessen verlässlich geschaffen werde, seien zwingend erforderlich.
Voraussetzung für einen fairen Welthandel mit Agrargütern sei, diese drei zentralen Forderungen in der bevorstehenden Handelsrunde zueinander in eine Balance zu bringen. Supachai Panichpadki regte an, das "Europäische Modell" der Landwirtschaft im Detail fortzuentwickeln, damit es weltweit verstanden werde.
Abschliessend vereinbarten die Gesprächsteilnehmer, im Jahre 2001 in Berlin in einem Forum die besonderen Anliegen der Landwirtschaft bei der kommenden WTO-Runde vertieft zu diskutieren.
Deutscher Bauernverband (DBV) Geschäftsstelle Bonn: Telefon: 0228 / 8198 - 239 Telefax: 0228 / 8198 - 231 Geschäftsstelle Berlin: Telefon: 030 / 319 04 - 239 Telefax: 030 / 319 04 - 431
Original-Content von: Deutscher Bauernverband (DBV), übermittelt durch news aktuell