"Nach enttäuschendem Wirtschaftsjahr hoffen wir auf den Aufschwung" - Sonnleitner stellt Situationsbericht 2011 der Landwirtschaft vor (mit Bild)
Berlin (ots)
(DBV) "In der Land- und Forstwirtschaft haben wir im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2009/10 die Finanz- und Wirtschaftskrise voll gespürt. Das Unternehmensergebnis ist auf 22.000 Euro je Familienarbeitskraft gesunken, so dass ein Landwirt monatlich im Durchschnitt 1.830 Euro brutto verdiente." Dies stellte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, bei der Vorstellung des Situationsberichtes 2011 am 7. Dezember 2010 in Berlin fest. Mit Blick auf das laufende Wirtschaftsjahr machte Sonnleitner aber deutlich, dass während des Jahres 2010 der Aufschwung auch die Landwirtschaft erreicht hat. Auf fast allen Agrarmärkten haben sich die Preise im Laufe des Jahres verbessert. "Wenn man ein aktuelles Bild für die wirtschaftliche Entwicklung zeichnet, dann kommt die Landwirtschaft aus einem dunklen Keller, hat die Tür auf der obersten Kellertreppe aufgestoßen und blickt der Sonne entgegen, ohne schon die volle Wärme der Sonnenstrahlen zu spüren", beschrieb Sonnleitner.
Nach dem starken Rückgang in 2008/09 (minus 25 Prozent) verringerte sich das Unternehmensergebnis je Betrieb im Wirtschaftsjahr 2009/10 um weitere 7 Prozent auf 30.800 Euro. Die Ackerbaubetriebe haben die kräftigsten wirtschaftlichen Einbußen erlitten. Trotz einer insgesamt guten Ernte in 2009 sank das Unternehmensergebnis aufgrund des Preisverfalls bei Getreide und Kartoffeln gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent auf 32.200 Euro. Die Ackerbauern haben mit Kosteneinsparungen versucht, dagegen zu halten: der Düngemittelaufwand ging um 32 Prozent zurück, auch bei Saatgut, Pflanzenschutzmitteln sowie Energie und Treibstoffen wurde deutlich gespart. Dagegen ist bei den Milchviehbetrieben nach dem enormen wirtschaftlichen Einbruch in 2008/09 das Unternehmensergebnis um knapp 2 Prozent auf 30.300 Euro leicht gestiegen. Die extrem niedrigen Milchpreise erholten sich erst im Laufe des abgelaufenen Wirtschaftsjahres deutlich und haben in der zweiten Jahreshälfte 2010 das Krisenniveau überwunden. Die Schweinehalter konnten im Wirtschaftsjahr 2009/10 ihr gutes Ergebnis vom Vorjahr nicht halten. Sie erzielten mit 41.500 Euro ein um 11 Prozent niedrigeres Ergebnis. Dies ist jedoch innerhalb unserer Teilbranchen nach wie vor das höchste Unternehmensergebnis. Dagegen haben die Geflügelhalter gegenüber dem Vorjahr leicht aufgeholt. Rindermäster und Mutterkuhhalter erzielten mit 21.100 Euro das niedrigste Unternehmensergebnis aller Betriebsformen. Die Agrargenossenschaften der neuen Länder erzielten ein Unternehmensergebnis plus Personalaufwand von 28.200 Euro je Arbeitskraft. Das ist ein Minus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den Agrargenossenschaften wurde allerdings nicht das Wirtschaftsjahr, sondern das Kalenderjahr 2009 bilanziert. Die Nebenerwerbslandwirte blieben mit 4.900 Euro im Durchschnitt rund 1 Prozent unter ihrem Vorjahresergebnis. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass diese Betriebe ein in der Regel außerlandwirtschaftliches Einkommen erzielen. Die Bruttoinvestitionen aller Betriebe verringerten sich im Wirtschaftsjahr 2009/10 im Schnitt um 16 Prozent auf 30.200 Euro. Diese Zahlen berücksichtigen nicht die Investitionen vieler Landwirte in Photovoltaik- oder Biogasanlagen, die als gewerbliche Investitionen im landwirtschaftlichen Buchführungsabschluss nicht aufgeführt werden. Nur 33 Prozent der Betriebe konnten eine nachhaltige Eigenkapitalbildung von über 10.000 Euro erzielen. In 35 Prozent der Betriebe gab es dagegen nachhaltige Eigenkapitalverluste von jährlich über 5.000 Euro. Auch in den Weinbaubetrieben gingen die Wirtschaftsergebnisse zurück. Sie erzielten 13 Prozent weniger als im Vorjahr (35.100 Euro). Bei den Ökobetrieben sank das Unternehmensergebnis auf 39.000 Euro je Betrieb (minus 15 Prozent).
Im laufenden Wirtschaftsjahr 2010/11 haben sich auf fast allen Agrarmärkten die Preise spürbar verbessert. Das Anspringen der Konjunktur weltweit sorgt derzeit für Nachfrage nach allen Agrarprodukten, insbesondere nach höherwertigen Lebensmitteln wie Fleisch, Milchprodukten, Obst und Gemüse. Die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung in unseren Betrieben im Kalenderjahr 2010 dürfte sich - aus jetziger Sicht - also fortsetzen. Im Obst- und Ackerbau gab es für die Ernte 2010 durchweg höhere Erzeugerpreise, allerdings witterungsbedingt auch deutlich schlechtere Erträge, so bei Getreide, Kartoffeln aber auch bei Obst und Wein. Die wirtschaftliche Situation unserer Milchbauern entspannt sich durch die festeren Milchpreise weiter. Im Oktober 2010 lag der Milcherzeugerpreis bei 32,6 Cent je Kilogramm im Bundesdurchschnitt. Dies sind fast 10 Cent mehr als im Vorjahr. Bei der Schweinehaltung sind die Entwicklung und auch die Vorausschau schwieriger zu fassen. Die Ferkelpreise sind vor allem für Sauenhalter bei steigenden Kosten nicht befriedigend. Auch die Schweinemäster sind derzeit nicht ohne Sorgen. Steigende Betriebsmittelkosten für Futtermittel, Dünger und für Energie belasten alle unsere Betriebe im Wirtschaftsjahr 2010/11. Insgesamt werden sich die Einkommen aber deutlich erholen und wieder an die Jahre 2007/08 anknüpfen. Vor dem Hintergrund der verbesserten Preis- und Erlössituation im Laufe des Kalenderjahres 2010 ist die verbesserte Stimmungslage beim Konjunkturbarometer Agrar zu interpretieren. Die Investitionsabsichten von 7 Milliarden Euro im kommenden halben Jahr (+18 Prozent) - schwerpunktmäßig in Bioenergie - geben die derzeitige Zuversicht in den Bauernfamilien wider.
Der Situationsbericht des DBV basiert auf einer repräsentativen Auswertung der Buchführungsergebnisse von über 18.000 Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben der LAND-DATA, des Landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes Kiel sowie der Buchstelle des Bayerischen Bauernverbandes im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2009/10 (1. Juli 2009 bis 30. Juni 2010). Zudem werden in sieben Kapiteln umfangreiche Informationen zu aktuellen Themen wie Preisentwicklungen auf den Agrarmärkten, Klima- und Umweltschutz, Welternährung und Lebensmittelmärkte, Perspektiven der erneuerbaren Energien oder zur EU-Agrarpolitik geliefert. Ausführlich wird außerdem die Struktur in der Land- und Ernährungswirtschaft geschildert.
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