"Wir verdienen Geld in Russland - vom ersten Tag an"
Pressebericht zur 4. Handelsblatt Jahrestagung Russland
Düsseldorf (ots)
Berlin/Frankfurt, 26.3.2008. Russland bleibt auch künftig ein attraktiver Investitionsstandort für deutsche Unternehmen. Das wurde auf der 4. Handelsblatt-Jahrestagung Russland Mitte März in Berlin deutlich. Zwar erschweren eine umständliche Bürokratie und scharfe Arbeitsbestimmungen die Geschäfte, die Renditeerwartungen aber sind unverändert hoch.
Russland, Medwedjew und die Wirtschaft
"Russland arbeitet daran, seine Standortattraktivität weiter zu erhöhen", berichtete Wladimir Matwejew von der Botschaft der russischen Föderation. Das Land errichte Technologieparks, plane Steuererleichterungen und wolle den Mittelstand weiter fördern. Auch werde die Regierung bald die staatlichen Monopole reformieren: Bis 2010 sollen 21 unabhängige Unternehmen und fünf Betreibergesellschaften entstehen, Energie solle zu 85 Prozent zu Marktpreisen gehandelt werden. Das Zitat des noch amtierenden Ministerpräsidenten Wladimir Putin, Deutschland und Russland seien natürliche Partner, gelte noch immer. "Schon heute gehört Russland zu den wichtigsten zwölf Partnern Deutschlands - und wir wollen auf dieser Rangliste weiter nach oben", so Matwejew.
Russland und der Westen: Pragmatische Wertebalance
Deutschland sollte sich Russlands Verbundenheit aber nicht allzu sicher sein, wie Alexander Rahr von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik betonte: "Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich Russland langfristig auch neue Partner sucht, vielleicht nach Lateinamerika oder nach Asien schielt." Mit Blick auf den designierten Präsidenten Dmitri Medwedjew stellte Rahr fest: "Wir stehen vor einem neuen Kapitel der russischen Geschichte." Russland sei heute ein selbstbewusstes Land, das sich auf der Weltbühne als starker und verlässlicher Partner präsentiere. Medwedjew stehe für eine schnelle Integration des Landes in die Weltwirtschaft, für Investitionssicherheit und Umwelt- und Klimaschutz: "Auf dem G8-Gipfel wird er mit weichen Themen Überzeugungsarbeit leisten und sich in die Gemeinschaft integrieren", prophezeite Rahr. Medwedjew kämpfe außerdem für eine Stärkung des Mittelstands. "Der Mittelstand ist die Basis für seine Wirtschaftspolitik. Wenn er sich hier nicht durchsetzt, wird alles beim Alten bleiben." Auch finanzpolitisch stehe Russland in einem Wandel. "Geld wird nicht mehr irgendwo gebunkert, sondern investiert". Zum Beispiel in die Infrastruktur sowie in einen Fonds, der "in den nächsten vier bis acht Jahren weitreichende Projekte, vielleicht sogar eine Industrierevolution" finanzieren könnte. Auch wenn sich die Welt auf eine Tandemherrschaft aus Putin und Medwedjew einstellen müsse, werde doch Medwedjew "auf lange Zeit der Ansprechpartner für die Wirtschaft" sein.
Doch auch der Westen ist gefordert: "Wir können nicht erwarten, dass Medwedjew der neue Gorbi ist, oder dass Russland über Nacht die gleichen Werte annimmt wie die westlichen Länder", so Rahr. Vielmehr müssten alle Länder durch Interessenspartnerschaft eine pragmatische Wertebalance schaffen. "Dann werden wir auch ein Tauwetter erleben."
Medwedjew an der Macht - "Unterschätzen Sie diesen Mann nicht!"
Als Glücksfall für Russland bezeichnete Dr. Klaus Mangold, Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, die Wahl Medwedjews zum russischen Präsidenten. "Er kommt nicht aus dem Geheimdienst, nicht aus dem Militär, verfügt aber über Verwaltungserfahrung", so Mangold. Medwedjews Wirtschaftsprogramm habe den richtigen Ansatz: Er wolle den staatlichen Einfluss auf die Privatwirtschaft reduzieren und ein liberaleres Rechtssystem einführen, den Mittelstand aufbauen und den Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördern. "Unterschätzen Sie diesen Mann nicht", sagte Mangold. Er habe in den letzten Jahren viele Gespräche mit Medwedjew geführt. "Er ist entschlossen, kann sehr konsequent Dinge abarbeiten und Prioritäten setzen. Er wird sich nicht mit einem zweiten Platz im Schatten seines Ministerpräsidenten zufrieden geben." Deutschland solle alles daran setzen, gute Beziehungen mit dem neuen Präsidenten zu führen. "Der Mann ist gewählt. Es ist nicht zielführend, mit erhobenem Zeigefinger zu diskutieren, ob bei der Wahl alles nach unseren demokratischen Maßstäben zugegangen ist."
Medwedjew werde sehr klar die Modernisierungspolitik vorantreiben: "Ich erwarte hier höchst stimulierende Maßnahmen", so Mangold. Viele Bereiche der russischen Wirtschaft lägen im Vergleich mit anderen Ländern um zehn bis zwanzig Jahre zurück. Hier sei unter Putin zu wenig geschehen. Auch wenn Russland gut aufgestellt sei als Energielieferant, sei es noch lange nicht eingebunden in die globale Wertschöpfungskette. An der klassischen industriellen Wertschöpfung halte das Land nur einen Anteil von zwölf Prozent. "Hier besteht Handlungsbedarf", so Mangold. Der Schlüssel dazu sei der Mittelstand, ohne diesen werde sich Russland nicht in die internationale Wirtschaft eingliedern können. Das Land sei aber schon auf einem guten Weg: "Wenn Sie heute in die russische Provinz fahren, dann sehen Sie, wie sich der Mittelstand zum Greifen entwickelt." Auch müsse Russland schnell seine Verhandlungen zum WTO-Beitritt abschließen. "Wenn das nicht passiert, werden wir viel wertvolle Zeit für das Land verlieren."
Wirtschaftsbeziehungen Deutschland-Russland
"Deutschland ist Russlands Handelspartner Nummer 1", stellte Michael Harms von der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer fest. Im letzten Jahr sei das deutsch-russische Handelsvolumen um 6,2 Prozent auf 57 Milliarden Euro gestiegen. Exporte nach Russland wüchsen derzeit drei Mal dynamischer als weltweite deutsche Exporte. Mit einem Wert von 7,1 Milliarden Euro seien Maschinen das Hauptexportgut, gefolgt von Kraftfahrzeugen und deren Ersatzteilen mit 4,9 Milliarden Euro und chemischen Produkten mit 3,2 Milliarden Euro. Deutschland importiere aus Russland vorrangig Erdöl und Erdgas, so im vergangenen Jahr im Wert von 19,9 Milliarden Euro.
Doch Deutschland ist nicht nur als Handelspartner in Russland aktiv: "Mit 4.600 Unternehmen, darunter größtenteils kleinen und mittelständischen Firmen, stellt Deutschland auch die größte Business Community in Russland", erklärte Harms. Die Schwerpunkte deutscher Beteiligung reichten vom Energie- und Stromsektor und der Baubranche über Handel und Logistik, Nahrungsmittel- und Automobilindustrie bis hin zur Finanz- und Versicherungswirtschaft. "Unternehmer werden vor allem angelockt von der hohen Rendite und einer starken Binnenkonjunktur", berichtete Harms. "Wir verdienen Geld in Russland - vom ersten Tag an", habe ihm ein Unternehmer kürzlich gesagt. "Es gibt einen hohen Bedarf an Investitionsgütern und teilweise sehr vorteilhafte Investitionsbedingungen." Außerdem seien deutsche Produkte in Russland sehr bekannt und akzeptiert.
Von einer hohen Inlandsnachfrage profitiert der Zementhersteller Heidelberg Cement. "Der russische Baumarkt erlebt einen beispielhaften Boom", sagte Christian Knell, General Manager des russischen Standorts. (...)
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