Der Branchentreff der Energiewirtschaft in Berlin
Berlin (ots)
Der 10. Energie-Branchentreff, die Handelsblatt-Jahrestagung "Energiewirtschaft" (14.-16.1.2003), lieferte auch am 2. Tag spannende Beiträge. Dr. Dietmar Kuhnt, Vorsitzender des Vorstandes, RWE AG, sprach vor rund 1000 Teilnehmern über die deutsche Energiewirtschaft im Kontext wachsender Internationalisierung. Kuhnt wies auf zunehmende Fusionen, Partnerschaften und Kooperationen seit der Novelle des Energiewirtschaftsrechts vom April 1998 hin. Über 30 größere Fusionen mit mehr als 80 beteiligten Unternehmen haben seit 1999 in Deutschland stattgefunden und mehr als 300 der rund 970 kommunalen Energieversorger haben mittlerweile private Partner.
Der harte Verdrängungswettbewerb durch die Strom-Binnenmarkt-Richtlinie und die Gasrichtlinie bewirke bei vielen Unternehmen eine Fokussierung aufs Kerngeschäft, stellte Kuhnt fest. Auch bei RWE werde gespart: Bis 2004 sind Kosteneinsparungen von 2,6 Milliarden Euro geplant, erreicht wurden bis heute 1, 8 Milliarden Euro. Insgesamt werde in der Strom- und Gaswirtschaft über 10 Milliarden Euro eingespart.
Vor allem Großkunden hätten Anbieter gewechselt oder neue Verträge ausgehandelt, im Strombereich sogar fast zu 100 Prozent. Bei den Gewerbe- und Haushaltskunden liegt die Wechselrate zwischen 10 und 20 Prozent. Eine Synchronisation der Öffnung der Energiemärkte sei leider europaweit noch nicht gelungen, bedauert Kuhnt. Über 100 Millionen Haushaltskunden werden erst im Jahr 2007 ihre Anbieter frei wählen können. Dies zementiere bereits vorhandene Wettbewerbsverzerrungen; daher sei das Europäische Parlament gefordert, auf eine deutlichere Marktöffnung in allen Ländern zu drängen. Die EU-Osterweiterung bewertet Kuhnt positiv: Ungarn, Polen oder die Tschechische Republik versprächen jährliche Wachstumsraten von drei bis fünf Prozent.
Unsicherheiten sieht Kuhnt im CO2-Emissionshandel. Große Bedeutung misst er der Umsetzung der europäischen Rahmenvorgaben in Form der nationalen Allokationspläne bei. Auf das Ergebnis dieser Pläne werde es ankommen. Große Investitionsentscheidungen würden erst vorgenommen, wenn Planungs- und Rechtssicherheit gegeben sei, betont Kuhnt.
Mit den Zielen des Unbundling erklärt Kuhnt sich einverstanden, allerdings halte er Unbundling als Instrument für einen zu großen Eingriff. Er unterstütze daher die Verbände, die an einem freiwilligen Verhaltenskodex arbeiteten.
Reinier Zwitserloot, Vorstandsvorsitzender der Wintershall AG, äußerte sich zum Thema "Legal Unbundling" ähnlich kritisch: Das auf EU-Ebene diskutierte Legal Unbundling bringe keine positiven Impulse für den Wettbewerb in Deutschland. Im Gegenteil: durch eine firmenrechtliche Trennung von Netzbetrieb und Gasverkauf werde die Nutzung von Effizienzen im Leistungsangebot verhindert und zusätzliche Kosten entstünden. Zudem greife das Legal Unbundling unverhältnismäßig in die Eigentumsrechte privater Unternehmen ein. "Warum sollten wir als Handelsunternehmer nicht auch eigene Leitungen und Speicher besitzen und sie im Interesse des Kunden einsetzen dürfen - sollte man Möbelhäusern auch verbieten, die Möbel, die der Kunde gekauft hat, auch zu liefern?", so Zwitserloot.
Außerdem mache ihm die Absicherung von Lieferbeziehungen Sorge: " Die Vorlieferanten kaufen ihre Kunden - und sind bereit, dafür strategische Aufpreise zu zahlen", sagte Zwitserloot. "Es entsteht der Eindruck, dass bei diesen Akquisitionen nationaler Stolz bei der Eroberung neuer Märkte als Ersatz für Wirtschaftlichkeit eingesetzt wird", sagte der Vorstandsvorsitzende. "Der Kaufpreis mit beträchtlichem strategischen Bonus wird dabei aus noch sehr großen und tiefen staatlichen Taschen finanziert." Zwitserloot forderte neue Spielregeln wie zum Beispiel eine Ausschreibungspflicht oder die Pflicht zum Bezug von mehr als einem Unternehmen.
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