Nach der Reform ist vor der Reform. 1. Pressebericht zum 8. Handelsblatt-Gesundheitskongress. Health (24./25. November 2003, Berlin).
Düsseldorf (ots)
Berlin, 25. November 2003. Rund 230 Teilnehmer diskutierten gestern auf dem 8. Handelsblatt-Gesundheitskongress Health mit Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vor allem die Auswirkungen des GKV-Modernisierungsgesetzes auf Krankenkassen, Krankenhäuser, Ärzte, Pharma-Industrie und Apotheken.
Prof. Dr. Günter Neubauer (Institut für Gesundheitsökonomik), Moderator und Vorsitzender des Handelsblatt-Kongresses, stellte fest: Nach der Reform 2004 ist vor der Reform 2008. Vorrangig ist für den Universitätsprofessor eine Systemreform der Finanzierungsbasis. Seine Anforderungen an eine Gesundheitsreform basieren auf fünf Eckpunkten: Effizienzsteigerung auch durch Wettbewerb , Abkopplung der GKV-Beiträge von den Arbeitskosten, Rückstellung je Generation, um demografische Veränderungen abzufedern, Reduzierung der Pflichtbeiträge und Erhöhung der Eigenvorsorge sowie die Stärkung der Steuerungskompetenz von Patienten und Versicherten. Ein Solidarausgleich sei dabei unerlässlich, um Armut durch Krankheit und Kinder zu verhindern, ergänzte Neubauer.
Prof. Dr. Friedrich Breyer (Universität Konstanz) präsentierte sein Konzept über die künftige Finanzierung der GKV und schlug eine Systemreform nach dem Vorbild der Schweiz vor: Hier gibt es eine Pflichtmitgliedschaft in der GKV für die gesamte Wohnbevölkerung. Weiterhin wird der Kassenwettbewerb für die Privatversicherer geöffnet. Die Vorstellung, dass Bürgerversicherung und Kopfpauschale Gegensätze seien, muss überwunden werden, forderte der Gesundheitsökonom. Er sieht gute Gründe für eine Versicherungspflicht für alle, Abkopplung der Beiträge von den Einkommen und eine Konzentration des Leistungskatalogs auf das absolut Notwendige. Nach dem Bertelsmann-Modell hier wird von einer Bürgerversicherung und einer Einheitsprämie ausgegangen käme man auf monatliche Beiträge von 190 Euro pro Erwachsenem und 75 Euro pro Kind.
Horst Seehofer (CDU/CSU-Fraktion) und Dr. Klaus Theo Schröder (Staatssekretär, Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung) diskutierten über die fünf Thesen für eine effektive Gesundheitsreform von Professor Dr. Wilhelm Hankel (Johann-Goethe- Universität). Hankel tritt unter anderem für eine Entkopplung von Einkommen und Krankenkassenbeiträgen und eine private Versicherungspflicht ein. Der Wirtschaftsprofessor forderte in seinem Statement den Mut, mehr Marktwirtschaft im Gesundheitsbereich zu wagen und prognostizierte Millionen neuer Arbeitsplätze. Vorbilder seien Modelle in den USA und der Schweiz. Soziale Vorgaben durch den Staat seien natürlich weiterhin nötig, um das System sozial und familienfreundlich zu gestalten, räumte Hankel ein. Seehofer betonte zwar auch die Notwendigkeit der Eigenverantwortung und höherer Selbstbeteiligung, gab aber zu bedenken, dass solche tiefgreifenden Veränderungen nicht von heute auf morgen durchsetzbar seien. Er plädierte für eine schrittweise Einführung der Selbstbeteiligung; zum Beispiel könne man ab einem Lebensalter von 25 Jahren Zahnersatzleistungen privat versichern lassen, so dass peu à peu die Kassen entlastet würden, führte der CSU-Sozialexperte aus.
Als Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen sprach Professor Dr. Norbert Klusen (Techniker Krankenkasse TK) über flexible Tarifmodelle und erläuterte seine Position zu den Themen Selbstbehalte, Bonus-Systeme, Zuwahlleistungen und Wettbewerb in der GKV. Nach einer Umfrage steige auch die Zustimmung für Wahltarife. Die TK habe bereits im ersten Jahr 11 000 Teilnehmer mit ihrem TK- Programm 240 gewinnen können. Dieses Programm sieht 240 Euro Beitragserlass bei einem Selbstbehalt von 300 Euro vor. Der Vorstandsvorsitzende der TK ist überzeugt, damit rund 3 000 Versicherte gehalten zu haben, die sonst in eine private Krankenversicherung gewechselt wären. Besonders groß sei übrigens das Interesse bei den unter 45jährigen, erläuterte Klusen.
Wie im letzen Jahr bot der Handelsblatt-Kongress wieder eine Plattform für Diskussionen rund um das Gesundheitssystem. Die Teilnehmer zeigten sich sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Kongresses.
Fotos zur Veranstaltung sind im Internet abrufbar unter: http://www.health2004-pressefotos.de.vu
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