Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (BIELEFELD) zum Thema Bahnstreik
Bielefeld (ots)
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat lange vor Ende der Friedenspflicht einen Streik angedroht. Die beiden anderen Bahngewerkschaften, Transnet und die Gewerkschaft Deutscher Bundesbahnbeamten und Anwärter (GDBA), haben da zum ersten Mal voller Unverständnis mit dem Kopf geschüttelt. Gestern Morgen nun rief die GDL ihre Mitglieder zum Warnstreik auf. Mit aller Härte getroffen wurde nicht der Arbeitgeber, die Deutsche Bahn AG, sondern in erster Linie Pendler und Ferienreisende. Hier haben Transnet und GDBA zum zweiten Mal mit dem Kopf geschüttelt. Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hat gestern Mittag alle drei Gewerkschaften für Donnerstag an den Verhandlungstisch geladen. Nur wenige Minuten später schlug die GDL die Einladung zunächst aus, drohte einen unbefristeten Arbeitskampf an, ohne bisher überhaupt verhandelt zu haben. Da haben zum dritten Mal nicht nur die beiden anderen Gewerkschaften, sondern die Mehrzahl der Bahnreisenden mit dem Kopf geschüttelt. Was ist eigentlich bei den Bahngewerkschaften los? Es gibt zwar einen Tarifkonflikt mit dem Arbeitgeber, doch untereinander werden die verschiedenen Streikaktionen nicht abgesprochen, sondern es wird gegenseitig Kritik geübt. Bahnchef Mehdorn kann sich als aller Dritter im Bunde, da Transnet und GDBA eine Tarifgemeinschaft bilden, eigentlich die Hände reiben. Kopfschütteln gibt es auch wegen der Forderungen der Lokomotivführer. Sie verlangen gleich satte 31 (!) Prozent mehr Lohn und Gehalt. GDBA und Transnet fordern sieben Prozent, die Bahn bietet zwei Prozent. Am Verhandlungstisch sitzen bisher aber nur die Bahn sowie Transnet und GDBA. Die Lokführer hingegen verlangen einen eigenen Tarifvertrag für das Fahrpersonal und hoffen, dass bei einem Erfolg und einem hohen Abschluss viele Zugbegleiter Transnet verlassen. Eine völlig verfehlte Meinung. Die GDL muss aufpassen, dass sie nicht aufs Abstellgleis gerät und ungebremst gegen den Prellbock knallt. Keine Gewerkschaft kann Beschäftigten in anderen Berufen eine Forderung von 31 Prozent vernünftig erklären. Zumal es weitaus schlechtere Tarifverträge mit privaten Eisenbahnunternehmen gibt. Zudem dürfen die Bahnbediensteten nicht vergessen, dass ein hoher Abschluss bei Streckenausschreibungen zum Verhängnis wird. Denn bei zu hohen Personalkosten hat die Bahn nur wenig Chancen. Immer mehr Strecken gehen dann an die Konkurrenz. Vernunft ist angesagt. Die Tarifpartner sollten sich rasch einigen. Denn Kunde König macht bei der Bahn keinen Unterschied, auch bei noch so viel Verständnis für eine maßvolle Forderung nach mehr Lohn und Gehalt. Wenn Gewerkschaften - wie die der Lokführer - aus politischen und organisatorischen Gründen einen Streik zum gewerkschaftlichen Machtkampf umfunktionieren, hört das Verständnis auf.
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