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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Börsenkrise

Bielefeld (ots)

Eine alte Börsenweisheit sagt: »Ihr Geld ist
nicht verloren, nur hat es jetzt ein anderer.«
Diese Weisheit ist nicht der letzte Schluss, Geld kann durchaus 
besitzlos verlorengehen, zum Beispiel bei einem Börsencrash oder 
einer Krise wie derzeit an den Finanzmärkten. Das ist dann der 
Moment, den Kurt Tucholsky sarkastisch so beschrieb: 
»Finanzwissenschaft ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein 
Geld haben.«
Auch Finanzexperten wie Banker wundern sich bisweilen, in diesen 
Tagen waren es die Banker von der Landesbank Sachsen, und nun fragt 
sich die EU, ob es mit rechten Dingen zugeht, wenn man der Sachsen LB
mehr als 17 Milliarden Euro zukommen lässt und die Spekulanten 
dadurch vor der Pleite rettet. Denn die Landesbank ist in Not 
geraten, weil auch sie ähnlich wie die Düsseldorfer Deutsche 
Industriebank leichtfertig mit Wertpapieren handelte, deren Bonität 
nicht ausreichend geprüft hatte und nun zum zweiten spektakulären 
deutschen Opfer der amerikanischen Hypothekenmarkt-Krise wurde. 
Kurzfristig hilft ihr die Sparkassen-Organisation mit dem 
Milliarden-Kredit, aber die Bank ist noch nicht gerettet, de facto 
ist sie pleite.
 Es wird weitere Opfer geben. Die Krise schwelt. Sie ist die Folge 
einer Konsum-Haltung, die jeder ordentliche Haushalter verabscheut: 
ausschließlich auf Pump leben. Viele Amerikaner kaufen nicht nur 
Häuser und Autos auf Pump, sondern sogar auch kleinere Maschinen für 
den Alltag (Trockner, Wasch- und Spülmaschinen, Mixer, Kühlschränke 
etc.) und selbst Lebensmittel.
Wie die kleinen Haushalte, so auch der große. Auch der Staatshaushalt
lebt auf Pump, und über den billigen Dollar zahlt das Ausland mit. 
Das geht freilich nur so lange, wie man die Kredite bedienen kann. 
Mit steigenden Zinsen naht deshalb das Ende dieser Lebensweise.
Die weltweit brummende Konjunktur hat die Zinsen nach oben und damit 
die Konsumenten in die Enge getrieben. Das kann auch in Deutschland 
passieren. Das Geschehen auf den Finanzmärkten ist der Vorbote einer 
Krise, die einsetzt, sobald die Konjunktur einbricht.
Ben Bernanke, der Chef der amerikanischen Notenbank, hat diese 
Ursache der Krise erkannt und die Zinsen erstmal gesenkt. Die 
Europäische Zentralbank wird nachziehen müssen. Das schmälert die 
Gewinne der Banken und Investoren. Aber hier greift die 
Globalisierung. Nirgendwo ist absolute Sicherheit, wenn die größte 
Wirtschaftsmacht der Welt krisenhaft taumelt.
 Eine Wirtschaft, die nur vom Export lebt, lebt de facto vom 
Geldfluss im Ausland, also auch auf Pump. Das ist Fluch und Segen, 
Stärke und Schwäche der Deutschen zugleich. Nichts geht über einen 
gesunden Eigen- oder Binnenkonsum. Diese Erkenntnis wird sich 
durchsetzen - wenn noch genug Zeit bleibt. Deshalb werden Familien 
mittelfristig von dieser Krise profitieren, über die Zinssenkungen. 
Sie brauchen nur ein wenig Geduld und Ausdauer. Aber darin sind sie 
ja geübt.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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