Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Kampa
Bielefeld (ots)
Revolutionen fressen ihre Kinder. Dass Töchter umgekehrt ihre Mütter ins Jenseits befördern, ist ein »Vorzug« des modernen Wirtschaftslebens. Standorttreue und Dankbarkeit dafür, dass die Mutter die vorher insolvente Tochter hochgepäppelt hat, zählen vielleicht im Familienbetrieb. Auf dem glatten Börsenparkett kann sich ein Management solche Rücksichtnahmen nicht leisten. Wie Balda in Bad Oeynhausen steht nun mit dem Fertighausbauer Kampa in Minden ein zweites ostwestfälisches Unternehmen am Stammsitz bald weitgehend ohne eigene Produktion da. Die Arbeitsplätze wanderm im Falle von Kampa zwar nicht nach Asien, sondern »nur« ins schwäbische Steinheim ab. Für die Beschäftigten aber ist das Ergebnis weitgehend das gleiche: Sie stehen in Kürze ohne Job da. Kann man es dem Management verübeln, dass es sich für die attraktivere Tochter entschied? Die Lage auf dem Hausbaumarkt ist schwierig genug. Bei relativ guter Bausubstanz und sinkender Bevölkerungszahl bräuchte es schon starke staatliche Anreize, um die rückläufige Konjunktur nachhaltig zu drehen. Eine kleine Wendung ins Positive, wie sie angesichts steigender Löhne und Arbeitsplatzsicherheit zu erwarten ist, hilft noch nicht weiter. Sowohl die Schließung als auch die Auswahl erscheinen wirtschaftlich vernünftig. Trotzdem: In einem Familienunternehmen Kampa wäre die Entscheidung vermutlich anders ausgefallen.
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