Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Pakistan

Bielefeld (ots)

»So ironisch es auch klingen mag, ich glaube
fest an die Demokratie.« Pervez Musharraf, Pakistans doppelter 
Diktator, gibt sich auf seiner Internetseite fast niedlich-naiv. 
Dabei lässt der Mann Oppositionelle zu Hunderten verhaften und 
prügeln.
Atomwaffen in den Arsenalen, die El Kaida im eigenen Land, 
radikalisierte, offen islamistische Massen auf den Straßen sowie 
unverzichtbarer Partner des Westens im Kampf gegen den globalen 
Terrorismus: Das ist das bizarre Pakistan mit einem Gewaltherrscher 
an der Spitze, der zugleich (vom Parlament) gewählter Präsident sowie
Militärchef ist. 1999 hatte er sich an die Macht geputscht, dann ließ
er sich zweimal wählen, jetzt hat er zum wiederholten Mal den Putsch 
gewählt.
Unregierbar sind einzelne Landesteile schon lange, nunmehr drohen 
auch die Metropolen an jene Kräfte zu fallen, die vom Krieg in 
Afghanistan profitieren. Korruption kennt dort keine politische 
Farbe, sondern nur den Geruch des Geldes.
Musharraf, der ausnahmsweise nicht aus der reichen Oberschicht 
stammt, galt lange als die ehrlichere Alternative zu Bhutto und Co.. 
Deshalb unterstützen die USA und Europa das Regime.
Die zugleich von den USA geförderte Rückkehr der einst wegen 
Korruption aus dem Land gejagten Ex-Präsidentin Bhutto hat zur 
Aufheizung der politischen Lage beigetragen. Musharraf muss damit 
rechnen, dass das oberste Gericht des Landes seine Kandidatur bei der
jüngst gewonnenen Wahl in wenigen Tagen für unzulässig erklärt. 
Darüber hinaus ist nicht ausgeschlossen, dass bei den Wahlen Anfang 
2008 neben Bhuttos Partei auch radikale Kräfte erhebliche 
Stimmengewinne verbuchen könnten.
Beides ist nach unserem Verständnis Demokratie pur, für Musharraf - 
und nicht wenige seiner Landsleute - jedoch Horror in Reinkultur. 
Deshalb ist derzeit schwer zu überblicken, ob es zum Gegenputsch 
anderer Militärs kommt oder ob sie ihn gewähren lassen.
 Gerade Musharrafs relativ liberale Haltung macht ihn auch in den 
inneren Zirkeln angreifbar. Der heute 64-Jährige wuchs in der Türkei 
auf. Er fühlt sich dem laizistischen Modell der Trennung von 
islamischer Religion und Staat verbunden. Doch nicht nur in der 
Türkei gilt vielen Muslimen dieser Kemalismus heute als von gestern.
Jetzt zeigt der General die eiserne Faust - und seine westlichen 
Unterstützer können wenig dagegen tun. Im Gegenteil: 
US-Außenministerin Condoleezza Rice bleibt nichts, als das doppelte 
Spiel weiterzuführen. Sie verlangte gestern, der Alleinherrscher 
solle seine Position als Militärchef abgeben.
Nur schwammig sprach sie die US-Hilfe von monatlich 150 Millionen 
Dollar an, die zu 90 Prozent in den Militäretat geht. Diesen 
»Dauerauftrag« gibt es ziemlich genau seit dem 11. September 2001. 
Seitdem sind fast elf Milliarden US-Dollar geflossen.
 Vieles spricht dafür, dass es so bleibt - wohl deshalb hat Musharraf
seinen Glauben an die Demokratie auch nicht aufgegeben.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt