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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur SPD/Beck

Bielefeld (ots)

SPD-Chef Kurt Beck ist sich immer noch sicher,
»dass die SPD nah bei ihrem Vorsitzenden und der Vorsitzende nah bei 
seiner Partei ist«. Wenn sich der Rheinland-Pfälzer da man nicht 
irrt. Beck kann noch so demonstrativ die von allen Seiten auf ihn 
einprasselnde Kritik an seinem Schlingerkurs vor und nach der 
Hessen-Wahl abprallen lassen. Er wird den erlittenen 
Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust nicht mehr überwinden und die
Personaldebatte bei den Sozialdemokraten nicht abwenden können. Dabei
wird es zunächst um den Kanzlerkandidaten der SPD für die 
Bundestagswahl im nächsten Jahr gehen, später aber auch um ihn in 
seiner Funktion als SPD-Vorsitzender.
Es geht für Beck also längst nicht mehr darum, dass es für Politiker,
wie er dieser Tage bemerkte, schon einmal schwere Tage und auch 
schlaflose Nächte gibt. Die Partei hat ihn nur deshalb noch nicht in 
die Wüste geschickt, weil die SPD seit Willy Brandts Rücktritt 
bereits sieben Vorsitzende verschlissen hat und nach so kurzer Zeit 
(noch) nicht den achten folgen lassen will.
Die Partei weiß aber auch, dass sie mit Beck politisch nicht wieder 
Boden unter den Füßen bekommen wird. Zu viele Signale zeigen in eine 
andere Richtung. Auch wenn Umfragen häufig mit Vorsicht zu genießen 
sind. Die Umfragewerte für die SPD zeigen eine beängstigende 
Schwäche. Die Partei ist auf dem besten Weg, ihr Etikett als 
Volkspartei zu verlieren. Auch in dieser Woche haben die 
Sozialdemokraten in der Wählergunst keinen Boden gut gemacht, 
verharren weiter auf einem Rekordtief. In keinem einzigen der 16 
Bundesländer ist die SPD noch stärkste Kraft. Eine dramatische 
Entwicklung, wie ein Rückblick auf die Bundestagswahl 2005 zeigt: 
Damals war die SPD noch in 12 von 16 Bundesländern stärkste Kraft 
geworden. Unter Becks Führung hat die SPD in ihren Hochburgen fast 
jeden zweiten Wähler verloren.
Da wundert es auch nicht, dass mehr als 90 Prozent der SPD-Wähler 
eine Urwahl zu Bestimmung des Kanzlerkandidaten fordern. Das heißt 
nichts anderes als: Sie wollen Kurt Beck nicht. Deutlicher kann eine 
Abfuhr nicht ausfallen. Doch auch in der SPD selbst werden die 
Zweifel immer größer, mit Beck im nächsten Jahr Chancen zu haben. Als
erster führender Sozialdemokrat hat Hamburgs SPD-Spitzenkandidat 
Michael Naumann gestern Beck eine Urwahl nahegelegt. 
SPD-Fraktionschef Peter Struck sieht in Außenminister Frank-Walter 
Steinmeier einen geeigneten Kandidaten. Und Steinmeier selbst fordert
einen klaren Kurs der SPD vor der Kandidatenkür.
Man muss nicht einmal zwischen den Zeilen lesen können, um zu 
erkennen, dass hier die Demontage Becks betrieben wird. Der 
»Seeheimer Kreis« der SPD hat Beck aufgefordert, den 
aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten vorzuschlagen. Wenn es dem 
SPD-Chef nach eigenem Bekunden wirklich um den Erfolg der deutschen 
Sozialdemokratie geht, sollte er seiner Partei nicht Kurt Beck 
vorschlagen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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