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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Bio-Kraftstoff und seinen Folgen

Bielefeld (ots)

Die Preise für Hirse, Roggen und Reis steigen
seit Monaten. Dem leisen Aufatmen der Landwirte in aller Welt wegen 
endlich angemessener Erträge folgen tiefe Seufzer der Verbraucher. In
chronisch armen Ländern sind es bereits die Schlachtrufe 
ausgehungerter Plünderer.
 Supermarktpreise sind im Steilflug, weil Lebensmittel verheizt 
werden. Wir spüren es beim Kauf von Milch, Brot, Fleisch und Nudeln. 
Von 2000 bis Anfang 2007 stieg der Weltmarktpreis für einen Scheffel 
Weizen (27 Kilogramm) von drei auf fünf Euro. Inzwischen liegt er bei
knapp zwölf Euro.
 Hierzulande können Landwirte endlich einen Verdienst erwirtschaften.
Jahrelang mussten sie Milch und Vieh fast verschenken. Der Nährstand 
geriet volkswirtschaftlich ins Hintertreffen - obwohl Subventionen 
wie in kaum einen anderen Wirtschaftszweig flossen. Inzwischen ist 
die Rapsernte 2009 schon komplett verkauft, hält der Brüsseler 
Zuschussbetrieb an und gibt es kaum noch stillgelegte Flächen. Der 
Bedarf an Bio-Energie ist - wie vorhergesagt  - eingetreten. Der 
Landmann von heute ist oft ein Energiewirt.
Weltweite Hungerrevolten stören das schöne Bild. Zuerst gingen die 
Mexikaner auf die Straße gegen den Maisexport in die USA. Seit 
Februar hat es Aufruhr gegeben in Mosambik, Burkina Faso, Kamerun, 
Ägypten, vermutlich auch in China, sowie in Argentinien, Peru und 
aktuell auf Haiti.
Zuerst haben es die Allerärmsten zu spüren bekommen. Den zwei 
Millionen Flüchtlingen vor dem Völkermord in Darfur, Sudan, wurden 
bereits im vergangenen Sommer die Rationen halbiert. »Die Menschen 
sterben vor unseren Augen, und die Welt schaut zu«, sagt Johan van 
der Kamp, Nothilfe-Koordinator der Welthungerhilfe, der auch schon 
Spenden von WESTFALEN-BLATT-Lesern dankbar weiterverteilte.
Als »German Agro Action« berät die Welthungerhilfe seit Jahrzehnten 
arme Bauern in Entwicklungsländern. Sie sieht auch Vorteile in den 
steigenden Preisen, allerdings nur für Landwirte, die über genügend 
Fläche, Straßenanbindung und Qualitätsstandards verfügen. 
Baumwollbauern etwa profitierten von den aktuellen Entwicklungen, 
weil die USA gerade hochsubventionierten Baumwollanbau zugunsten des 
Maisanbaus für Agrotreibstoffe reduzieren. Das gewährt sogar Afrika 
mitten in seiner schwersten Krise neue Chancen.
Die Nachfrage hilft jedoch weder Kleinstbauern noch Landlosen. Fast 
eine Milliarde Menschen muss nach einer UN-Schätzung mit weniger als 
einem US-Dollar (63 Euro-Cent) am Tag auskommen. 850 Millionen der 
Ärmsten der Armen hungern extrem.
 Nicht nur Heidemarie Wieczorek-Zeul, deren Entwicklungsetat beim 
Finanzminister schmort, rauft sich die Haare. Die ersten schönen 
Erfolge seit der Jahrtausendwende im Kampf gegen den Hunger sowie für
Trinkwasser, Bildung und gerechte Entwicklung drohen zu kippen. Es 
scheint, als wenn diese ehrgeizigen Milleniumsziele für 2015 nicht 
mehr zu schaffen sind.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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