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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) schreibt zum Rundfunkstaatsvertrag:

Bielefeld (ots)

Es rumorte schon seit Wochen in der deutschen
Medienwelt. Doch nicht etwa eine Gebührenerhöhung für die 
öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten war der Gegenstand des 
offenen Schlagabtausches, der von allen Seiten mit verhaltener bis 
aller Härte geführt wurde. Verbände, Gremien, Politiker, Privatsender
und Verleger versuchten, ihre ureigenen Interessen zu vertreten und 
diese den Politikern klar zu machen. Es ging somit auf den ersten 
Blick nicht vordringlich um harte Euro, sondern um die Frage, wie 
denn ARD und ZDF mit ihren Internet-Angeboten umzugehen haben. Aber 
in letzter Konsequenz spielt das Geld mehr als nur eine Nebenrolle, 
das ist so im Wettbewerb.
Da mag mancher auf das Treffen der Ministerpräsidenten geschaut haben
wie das Kaninchen auf die Schlange. Manch anderer hoffte auf den 
»Knüppel aus dem Sack«. Nein, hier ging es nicht um den 
bevorstehenden Untergang des Abendlandes, sondern ganz schlicht und 
einfach um Regelungen. Regelungen, die eigentlich schon seit langem 
überfällig sind, denn das Internet gibt es nicht erst seit 
Jahresanfang.
 Da gab sich die Politik bisweilen etwas behäbig. Nun aber drängt die
EU-Kommission, die die Bundesrepublik aufgefordert hatte, den 
Programmauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu präzisieren. 
Bis 2009 muss ein von allen Länderparlamenten gebilligter 
Staatsvertrag vorgelegt werden. Brüssel sah die Gefahr, dass die 
Gebühreneinnahmen von zur Zeit etwa sieben Milliarden Euro im Jahr 
zur Benachteiligung privatfinanzierter Medien führt.
Die Ministerpräsidenten haben nun gestern beraten und einvernehmlich 
einen Arbeitsentwurf beschlossen. Demnach müssen sich ARD und ZDF auf
eine Einschränkung ihrer Internet-Aktivitäten einstellen. Das heißt 
ganz klar: keine »elektronische Presse«, keine Kontaktbörsen, 
Beratungsdienste oder Freizeittipps. Das ist der Stand der Dinge. Die
Diskussionen werden aber weitergehen. Mit einer endgültigen Fassung 
des Vertrages ist nämlich erst im Herbst zu rechnen. Da lässt sich 
noch vieles verändern oder verwässern.
Noch einmal: Hier geht es um Spielregeln, um sinnvolle, die geeignet 
sind, miteinander gut auszukommen und ein gutes Auskommen für jeden 
zu haben. Also nichts ist mit endlos ausufernden Angeboten der 
Öffentlich-Rechtlichen im Internet. Es kann schließlich nicht richtig
sein, dass das Geld der Gebührenzahler für Dinge ausgegeben wird, die
nicht die Aufgabe von ARD und ZDF sind. Die Regelung, die die 
Länderfürsten beschlossen haben, gefährden weder die ARD-Anstalten 
noch die Mainzelmänner. Schon gar nicht wird das duale System in 
Frage gestellt. Das soll doch bitte weiterhin bestehen. Und das - 
hoffentlich - mit mehr Qualität.
Doch nicht nur ARD und ZDF haben Hausaufgaben zu machen. Auch alle 
anderen am Geschäft Beteiligten müssen einmal mehr begreifen, dass 
keiner grundsätzlich ausgeschlossen werden sollte. Hier geht es um 
Spielregeln, die nun mal notwendig sind.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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