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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Simbabwe

Bielefeld (ots)

So verhasst und altkolonial ein gewisser Ian
Smith (1919 - 2007) in den 70er Jahren war, so despotisch und die 
Knute schwingend stellt sich heute dessen Nachfolger dar: Robert 
Mugabe (84), Befreier des damaligen Rhodesiens und Schlächter des 
heutigen Simbabwe.
Am 29. März 2008 hat Mugabe eine Wahl verloren. Trotz Fälschungen kam
er nur auf 43 Prozent der zugelassenen Stimmen und die 
Oppositionspartei erreichte Mehrheiten in beiden Kammern. Nur 
Herausforderer Morgan Tsvangirai verpasste das Präsidentenamt knapp 
mit 48 Prozent.
Seitdem sind Unterstützer von Tsvangirais Bewegung für demokratischen
Wandel vogelfrei. Knapp 100 Wahlhelfer wurden umgebracht, bloße 
Sympathie für Mugabes Gegner ist lebensgefährlich. Weil Militärs und 
Prügelpolizisten schon mal in Wahlurnen nachschauen, wie abgestimmt 
wurde, drohte die Stichwahl am kommenden Freitag zum 
Himmelfahrtskommando für freie Wähler zu werden.
Deshalb ist es richtig, dass Tsvangirai kurz vor dem Ziel den 
Urnengang boykottiert, selbst wenn Mugabe damit als rechtmäßig 
gewählt gilt. Tsvangirai hat lange genug Leben und Gesundheit seiner 
Anhänger riskiert.
Offenbar hat er auf ein Eingreifen des südafrikanischen Staatenbundes
und der Afrikanischen Union gehofft - vergebens. Auch der Aufruf 
prominenter Afrikaner von den ehemaligen UN-Generalsekretären 
Bhoutros Ghali und Kofi Annan bis zu Bischof Desmond Tutu zu fairen 
Wahlen wurde schamlos ignoriert.
Die Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Nachbarlandes 
selbst bei schwersten Menschrechtsverstößen ist in Afrika immer noch 
verpönt. Im Fall Simbabwe verschließt Südafrikas Präsident Thabo 
Mbeki beide Augen und kommt damit durch.
 Gerade deshalb ist die internationale Gemeinschaft aufgefordert, 
entschlossen politischer Gewalt und Einschüchterung entgegenzutreten.
Der UN-Sicherheitsrat wird heute Nacht tatsächlich verhandeln, 
allerdings sind Bremsmanöver in Reihen der Südafrikaner offenbar fest
verabredet. Der Kolonialismus ist in Afrika Geschichte, aber die neue
Generation schwarzer Herrscher hat es nicht geschafft, über 
Stammestraditionen und Unarten alternder Häuptlinge hinauszuwachsen.
Die Jagd auf missliebige Wähler in Kenia ist nicht vergessen, 
Namibias Ignoranz gegenüber weißen Farmern dramatisch und der offene 
Rassismus gegen andere Schwarze in den Townships am Kap ein weiteres 
Beispiel für demokratische Defizite auf dem vom weißen Mann gründlich
befreiten Kontinent.
2010 will Südafrika Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft sein. Das
bietet Ansätze, um die regionale Mittelmacht stärker in ihre 
Verantwortung zu nehmen. Die Erben Nelson Mandelas haben mehr als 
alle anderen das Schicksal Simbabwes in der Hand. Sie können das 
geschundene Nachbarland - trotz Mugabe - auf einen demokratischen Weg
drängen, wenn sie nur wollen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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