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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Obama

Bielefeld (ots)

Auf knapp drei Viertel der Stimmen könnte Barack
Obama zählen, wenn der nächste US-Präsident in Deutschland gewählt 
würde. Mehr noch, der Republikaner John McCain brauchte bei schlappen
elf Prozent - laut Meinungsforschungsinstitut Forsa - gar nicht erst 
anzutreten.
So entschieden die Sache bei uns scheint, so offen ist das Rennen 
jenseits des Atlantiks. Dort sieht nur noch Fox-TV Obama mit 42 
Prozent vor McCain (39 Prozent). Die Meinungsforscher von Zogby 
verkünden schon McCains Führung mit 42 zu 41.
Warum liegt Obama nicht deutlicher vorn? So lautet die entscheidende 
Frage zum Auftakt des Parteikonvents der Demokraten. Der 
unverbrauchte Medienstar müsste jeden Kandidaten der 
Bush-Republikaner hinter sich lassen, einen 71-jährigen 
Irakkrieg-Befürworter ganz besonders.
Ist der Nimbus gebrochen, bevor der Wahlkampf in den USA überhaupt 
richtig begonnen hat? Politik-Berater und Spin-Doktors aller Couleur 
in den USA wissen noch keine befriedigende Antwort. Sie sagen nur: 
Die Entscheidung ist absolut offen, die kommende Auszählung knapp und
spannend bis zur letzten Minute.
Nach der Rede von Ehefrau Michelle Obama gestern Abend, von Hillary 
Clinton heute, Bill Clinton sowie dem Wunsch-Vize Joe Biden morgen 
und Barack Obama höchstselbst am Donnerstag muss der entscheidende 
Ruck durch die US-Wählerschaft gehen. Vor allem sollte dieser Konvent
der Obama-Kampagne so viel zusätzlichen Schwung verleihen, dass der 
in der kommenden Woche folgende Parteitag der Republikaner das Pendel
nicht voll zurückschwingen lässt.
Obama hat verstanden und bereits reagiert. Mit der Entscheidung für 
Biden als Vize-Präsidentschaftskandidat beweist er Gespür für 
Realitäten. Ein Farbiger muss so etwas in den USA auch heute noch 
haben, selbst wenn der gesellschaftliche Durchbruch für Nicht-Weiße 
unmittelbar bevorstehen sollte. Der 65-jährige Senator Biden 
entstammt einer irisch-katholischen Arbeiterfamilie in Pennsylvania, 
spricht die Sprache der kleinen Leute und bringt als Vorsitzender des
Auswärtigen Ausschusses gleichzeitig reichlich Erfahrung in Fragen 
der nationalen Sicherheit ein.
Was dem ersten Mann fehlt, der zweite hat es. Biden ist Militär- 
sowie Außenexperte, zeigt sich mit allen Wassern gewaschen und reitet
zupackende, bisweilen aggressive Attacken, während der 47-jährige 
Obama den Konsens-Typ gibt. Das Signal an die US-Bürger ist klar: 
Wenn demnächst zu nächtlicher Stunde das rote Telefon im Weißen Haus 
klingelt, eilt Obama im Morgenmantel nicht allein ins Oval Office.
Der Parteitag der Demokraten, der durchaus mehr als eine One-Man-Show
ist, wird neue Themen in den Focus rücken: Die drohende Rezession, 
die Verschuldung der Bürger und die anziehende Arbeitslosigkeit. Alle
wissen, dass das das Bush-Erbe ist. Wenn es Obama gelingt, 
überzeugende Rezepte dagegen zu entwickeln, hat er eine größere 
Chance als McCain.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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