Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Bayreuther Festspielen/Nachfolge
Bielefeld (ots)
Der Rums, den Sie gestern um 15.30 Uhr gehört haben, wurde von dem gewaltigen Stein verursacht, der den Gestaltern der Bayreuther Festspiele vom Herzen fiel: Wolfgang Wagner hat zwei Nachfolgerinnen gefunden. Herzlichen Glückwunsch! Der Stiftungsrat hätte auch an Wolfgang Wagner vorbei entscheiden können. Dass er dies nicht tat, zeigt, dass die geldgebenden Politiker und die kunstsinnigen Privatiers Kontinuität wollen, die das neue Duo sicherlich garantiert. Eva verpflichtet die Musiker, Katharina poliert die Opern internettauglich auf. Public Viewing! Online-Ticketing! Backstage-Events! Die in den geistigen Kategorien des Neu-Sprech denkende Altherrenriege aalt sich wohlig im Fauteuil. Künstlerische Wagnisse? Mau, ganz mau. Eine »Forum Neue Musik«? Können Sie sich Thomas Gottschalk & Co. vorstellen, all diese Promis, die dem Grünen Hügel überhaupt erst Glanz verleihen, wie sie über den Roten Teppich in eine Zwölftöner-Werkstatt streben? Experimenteller Tanz? Eine Sängerakademie? Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld? Nein: Die Nachfolgerinnen werden nicht zum Spagat zwischen dem geistesgeschichtlich relevanten Erinnerungsort und einem sich modernisierenden Theaterbetrieb ansetzen. Also hätte man die Familie Wagner ganz ausbooten müssen. Revolution am Grünen Hügel? So etwas dürfen Sie nicht einmal denken.
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