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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

Auch im Vatikan hat McKinsey einen Fuß in der
Tür. Bei einer Tagung über das Image der Kirche fiel den Herren vom 
globalen Marketing allerdings nur ein, der Papst solle in seinen 
Reden keine Relativsätze mehr gebrauchen.
 Als ob dieser Papst und seine Reden das Problem der Kirche wären. 
Der Besuch in Frankreich zeigt es: Je deutlicher der Chef im Vatikan 
Glaubenswahrheiten ausspricht - auch solche mit Nebensätzen - um so 
mehr jubeln die Gläubigen und um so stärker wird die Akzeptanz auch 
in den Medien. Die Rede vor 700 Intellektuellen, die Messe zwischen 
Eiffelturm und Invalidendom mit hunderttausenden Menschen und die 
Wallfahrt nach Lourdes unter Begleitung der Medien waren eine 
doppelte Demonstration. Zum einen des katholischen Frankreichs als 
»älteste Tochter der Kirche«. Zum anderen, dass dieser Papst keine 
Berührungsängste mit Medien, Künstlern, Intellektuellen hat. Das 
Imageproblem hat die katholische Kirche nur bei Nichtgläubigen. Aber 
das gilt überall für alle großen Religionen.
 Der Papst polarisiere, hieß es im Vorfeld des Besuchs. Er 
respektiere nicht die Laizität Frankreichs. Es ist richtig, dass 
Benedikt XVI. vor den Götzen dieser Welt - Geldgier, Habsucht, 
Machtsucht - warnte. Es ist richtig, dass er laut über einen 
positiven Laizismus nachdachte, der die Fanatiker des Laizismus als 
Ideologen entlarvt. Es ist richtig, dass er junge Menschen aufruft, 
über eine Berufung zum Priestertum oder zum Ordensleben nachzudenken.
Aber sollte er sich wie etliche Politiker mit den Götzen dieser Welt 
gemein machen? Soll er Geschichte und Erbe Europas, die Identität des
alten Kontinents verleugnen, die ohne Christentum nicht denkbar sind?
Soll er die Werte des Christentums, Nächstenliebe zuerst, verdrängen 
und nicht sagen dürfen, dass diese Werte sich in der Berufung zu 
Priestern, Nonnen und Mönchen auf hohe Weise verwirklichen?
Nein, es ist die Lebensweise der Lust- und Profitmaximierung, die 
polarisiert oder den Mitmenschen nicht respektiert. Dieser Papst 
nimmt niemandem die Freiheit, selber zu entscheiden, aber er nimmt 
sich heraus, über Freiheit und Entscheidung, über Wahrheit und Werte 
zu reden - ohne Rücksicht auf politische Korrektheit, ohne 
relativierende Sätze. Das wollen viele Menschen hören, auch wenn sie 
nicht immer seinen Worten folgen.
 Die Renaissance der Wallfahrten spricht Bände. Über Santiago de 
Compostela berichten die Medien, Erlebnis-Bestseller von Prominenten 
tragen zur weiteren Bekanntheit bei. Auch in Lourdes, Altötting, 
Fatima, Einsiedeln ist neues Interesse zu beobachten.
 Überall wächst das Gespür, dass die »wahre Bestimmung des Menschen« 
wie der Papst sagte, sich in seinen irdischen Beschäftigungen nicht 
erschöpfen kann.
 Man muss nicht glauben, dass Geschichte und Heilsgeschichte ein Paar
Schuhe sind. Aber es ist, zumal in Zeiten kultureller Umbrüche, keine
Marketingstrategie, sondern sehr menschlich, darüber nachzudenken.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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