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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Bielefeld (ots)

480000000000 Euro - das ist die Zahl des Tages.
Da werden selbst Superreiche nur mit den Ohren schlackern. 480 
Milliarden Euro - das sind 480000 Millionen Euro. Mit dieser Summe 
könnte sich Fußball-Rekordmeister FC Bayern München 30000 Spieler von
der Güte eines Frank Ribéry kaufen. 480 Milliarden Euro - das sind 
96000 nagelneue Rolls-Royce, 20000 Luxus-Wohnhäuser oder mehr als 
eine halbe Million Weltreisen. Beruhigend ist jedoch, dass die 480 
Milliarden Euro nicht einfach so ins Bankensystem geblasen werden, 
sondern zum Großteil (400 Milliarden Euro) als Sicherheiten dienen, 
damit Deutschland keinen Kollaps erleidet.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das größte Finanzrettungspaket der 
Nachkriegsgeschichte bekanntgegeben. Politisch war das die wichtigste
Entscheidung, die die große Koalition bislang in dieser 
Legislaturperiode getroffen hat. Für Merkel selbst ist es die 
schwierigste Phase ihrer Kanzlerschaft und zugleich die größte 
Bewährungsprobe, auch im Hinblick auf die Bundestagswahl 2009.
Merkel geht hohes Risiko, doch sie hat keine andere Wahl. Zu ernst 
ist die Krise, zu verflochten das globale Finanzsystem. Zu groß sind 
die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Arbeitsmarkt, auf die 
mittelständische Wirtschaft, auf Investitionen, auf die Konjunktur 
und somit auf alle Menschen. »Wir stehen vor einer der größten 
Herausforderungen. Es ist Gefahr in Verzug«, sagt Finanzminister Peer
Steinbrück. Damit die Krise überwunden wird, kann das angestrebte 
Ziel, im Jahr 2011 einen ausgeglichenen Haushalt ohne Neuverschuldung
vorzulegen, nicht eingehalten werden. Die versprochene 
Milliarden-Entlastung der Bürger, zum Beispiel beim Kindergeld, hat 
weiter Bestand. Das ist gut so.
Merkel musste handeln. Banken vertrauen sich nicht mehr. Keiner leiht
dem anderen mehr Geld. Doch ohne Geld keine Kredite. Es gab zu dem 
milliardenschweren Rettungspaket auch deshalb keine Alternative, weil
moderne Volkswirtschaften ohne Banken einfach nicht funktionieren 
können.
Jetzt bürgt der Bund mit bis zu 400 Milliarden Euro für Kredite unter
den Banken, um das verloren gegangene Vertrauen wieder 
zurückzugewinnen und schießt bis zu weitere 80 Milliarden Euro in 
Kreditinstitute, um sie vor der Pleite zu retten. Im Gegenzug erwirbt
der Staat Anteile an den Banken. Das sind die wichtigsten Maßnahmen, 
die das Land vor dem Zusammenbruch retten sollen.
Auch wenn die Börsen spontan mit Kursfeuerwerken reagierten, ist die 
Kuh noch längst nicht vom Eis. Es wird lange dauern, bis sich die 
Lage entspannt hat. Für die Bundesregierung sind es Monate der 
Wahrheit. Dass das Eilgesetz bis zum Ende der Woche durchgepeitscht 
wird, daran besteht kein Zweifel. Jetzt bleibt zu hoffen, dass die 
Maßnahmen ausreichen, damit das Finanzsystem so schnell wie möglich 
wieder auf die Beine kommt. Wenn nicht, droht eine tiefe Rezession. 
Das Riesen-Rettungspaket kommt spät - hoffentlich nicht zu spät.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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