Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zu den Präsidentschaftswahlen in den USA:
Bielefeld (ots)
Wenn große Persönlichkeiten die politische Bühne verlassen, schwingt häufig Wehmut mit. Das hat damit zu tun, dass man demjenigen, der jahrelang Verantwortung übernommen und die Knochen hingehalten hat, Respekt entgegenbringt - auch wenn nicht nur Erfolge zu Buche stehen. Bei George Walker Bush, dem 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, ist das anders. Nur noch wenige Wochen - dann fällt der Vorhang. Endlich, möchte man sagen und drei Ausrufezeichen hinzufügen, um dem Wortsinn noch mehr Nachdruck zu verleihen. Endlich!!! Als großer Hoffnungsträger ist George W. Bush vor acht Jahren ins Weiße Haus gezogen, versprach Freiheit und eine freie Wirtschaft ohne Regeln - heute sind die meisten Amerikaner und die Mehrheit der Weltbevölkerung froh, wenn er das Oval Office, das Büro des mächtigsten Politikers der Welt, räumt. Und das nicht nur, weil Bush als Mitverursacher der in den USA ausgelösten Weltwirtschaftskrise gilt. Ungezählte US-Banken stehen vor dem Ruin, Millionen Menschen auf der Welt zittern um ihr Geld, Milliarden von Dollar US-Vermögen sind in wenigen Tagen vernichtet worden - Bush hat mit dafür gesorgt, dass die Welt in der größten Finanzkrise seit Jahrzehnten steckt. Bushs Bilanz ist verheerend. Er hinterlässt einen politischen, wirtschaftlichen und moralischen Scherbenhaufen. Zwei Kriege mit mehr als 4000 toten US-Soldaten im Irak und in Afghanistan, eine Staatsverschuldung, die sich in der Regierungszeit Bush auf mehr als zehn Billionen US-Dollar verdoppelt hat, die Schande der Menschenrechtsverletzungen von Guantanamo und die Foltermethoden von Abu Ghraib, bei denen Menschen mit Stromschlägen misshandelt wurden, während US-Truppenmitglieder sie dabei freudig fotografierten - dies sind nur einige der Grausamkeiten der Schreckensbilanz Bush. Dass der Texaner das Ansehen Armerikas entscheidend auch dadurch ruiniert hat, die gesamte Weltgemeinschaft zu belügen (»Irak besitzt Massenvernichtungswaffen«), kommt erschwerend hinzu. Der Tag seines vermeintlich größten Triumphs geht als eine seiner größten Pleiten in die Geschichte ein: Am 1. Mai 2003 verkündet George W. Bush öffentlichkeitswirksam auf dem US-Flugzeugträger »Abraham Lincoln«, dass der Krieg im Irak gewonnen und »seine Mission« erfüllt sei. Ein weiterer schmerzender Stich mitten ins Herz der Amerikaner war sein »Krisenmanagement« im August 2005. Während New Orleans nach dem Hurrikan »Katrina« fast absoff, weil alle Dämme brachen, hielt es Bush erst Tage nach der Katastrophe für nötig, sich das Krisengebiet anzusehen - aus sicherer Entfernung aus dem Flugzeug. Noch fast 100 Tage - dann ist Bushs Mission zu Ende. Dann geht der Vorhang zu. Zeit für einen neuen Präsidenten. Es kann nur besser werden.
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