Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Bombay

Bielefeld (ots)

Indien ist weit. Und das Gedächtnis der Menschen
kurz. Es wird nicht lange dauern, bis die Tragödie von Bombay in 
Europa vergessen ist und die Delegationen wieder in die Finanz- und 
Handelsmetropole reisen.
 Immerhin trägt Bombay allein gut fünf Prozent zum 
Bruttoinlandsprodukt und 40 Prozent zum Steueraufkommen des 
Riesenlandes bei. Bombay ist Herz und Schlagader der indischen 
Wirtschaft, sein Pulsieren ist unverzichtbar für die Wirtschaft. Aber
die Delegationen werden auf ein verunsichertes, auf ein 
terrorisiertes Indien stoßen. Das Land wird sich von dem Schock nicht
so schnell erholen. Er wirkt nach und wird den Kulturkampf, der 
dieses Land seit Jahren heimsucht, deutlich verschärfen. Man muss mit
offenen Ausbrüchen von Gewalt zwischen radikalen Hindu-Gruppen und 
ebenso radikalen Muslimen rechnen. Auch die Christen, die seit 
Monaten von extremistischen Hindus verfolgt werden, werden darunter 
zu leiden haben.
 Bombay wird nicht so schnell vergessen. Es könnte zum Auslöser eines
schwelenden Zivilisationskrieges werden, deren Clashs den 
Subkontinent erschüttern.
Bombay ist nah. Zentren für Finanzen und Handel sind offenbar 
bevorzugte Ziele islamistischer Terroristen. New York und London 
haben es erlebt. Auch in Deutschland sind Anschläge nicht 
ausgeschlossen. »Wir haben bisher einfach Glück gehabt«, sagte 
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wiederholt in diesem 
Jahr. Besonders gefährdet dürfte Frankfurt sein. In Bombay waren 
Terroristen britischer Herkunft beteiligt, hierzulande wurde die 
Sauerland-Gruppe noch rechtzeitig enttarnt.
Aber wie viele andere Gruppen bereiten schon ihre Anschläge vor? 
Natürlich ist der Unterschied in der Sicherheitsstruktur zwischen 
Indien und Deutschland enorm.
Indien wird nun die lange diskutierten Sicherheitsgesetze 
verabschieden. Der neue Innenminister Palaniappan Chidambaran will 
auch eine neue Bundesbehörde zum Kampf gegen den Terror einrichten. 
Das klingt vertraut für deutsche Ohren. Indien wird es tun, in 
Deutschland haben die Bedenkenträger noch die Oberhand.
Bombay geht uns auch direkt an. Die außenpolitischen Folgen der 
zehnfachen Terrorattacke könnten dazu führen, dass Pakistan Truppen 
an die Grenze zu Kaschmir verlegt. Diese Truppen würden aus dem 
Grenzgebiet zu Afghanistan abgezogen, der Freiraum für die Taliban 
und andere Terrorgruppen würde größer, die Sicherheitslage für die 
internationalen Truppen am Hindukusch mithin schlechter. Davon wären 
auch die Deutschen betroffen. Washington versucht bereits zwischen 
Delhi und Islamabad zu vermitteln, um die Spannungen zwischen den 
beiden Atommächten zu dämpfen.
Nichts käme den Netzen des Terrors gelegener als ein Krieg um 
Kaschmir. Er würde Pakistan destabilisieren und den extremistischen 
Untergrund in diesem Land zur Explosion bringen, vielleicht sogar 
übergreifen auf Afghanistan. Bombay ist uns näher als wir glauben.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt