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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Barack Obama

Bielefeld (ots)

Eine beeindruckende Amtseinführung, ein
atemberaubender Schnellstart im Weißen Haus: US-Präsident Barack 
Obama legte eine politisch wie publizistisch erfolgreiche 
Auftaktwoche vor, wie sie besser nicht hätte verlaufen können. Nicht 
einmal der verstolperte Amtseid konnte den grandiosen Lauf stoppen.
 Ganz klar: wäre das gleiche Missgeschick George W. Bush unterlaufen,
es wäre das gefundene Fressen aller Michael Moores dieser Welt - und 
davon gab es reichlich - geworden. Nein, die Flitterwochen mit den 
Medien halten noch an. Selbst Fidel Castro säuselt und arabische 
Zeitungen titelten nach dem Guantánamo-Stopp »Obama ist zu gut, um 
wahr zu sein.«
Sein Dekret, das Gefangenenlager in 365 Tagen zu schließen, setzt ein
wichtiges Signal. Mit der dringend gebotenen Wiederherstellung des 
Folterverbotes und der Zerschlagung des CIA-Schattenreichs aus 
Geheimgefängnissen löst er Wahlversprechen ein.
Welcher frisch gewählte Staatschef kann von sich sagen, er habe 
bereits am zweiten Arbeitstag zentrale Eckpunkte etwa seiner Außen- 
und Anti-Terror-Politik festgezurrt?
Mit »aktiven und aggressiven« Schritten will Obama jetzt den Nahen 
Osten befrieden. Spätestens mit dieser Initiative stößt der zum Titan
erhobene Hoffnungsträger allerdings an seine Grenzen. In der Analyse 
liegt der Präsident noch richtig, wenn er sagt, eine Zukunft ohne 
Hoffnung sei für die Palästinenser inakzeptabel. Aber schon das Ziel 
einer Zwei-Staaten-Lösung dürfte sofort an der Hamas und später an 
eiskalt lächelnden Israelis scheitern. Zu viele Vorgänger haben sich 
an diesem Politknäuel aus guten Absichten und bitteren Enttäuschungen
versucht. Selbst der krisenerfahrene Nordirland-Vermittler George 
Mitchell wird als Nahost-Beauftragter der USA nicht zaubern können.
Schon stellt sich das Versprechen eines vollständigen Abzugs der 
US-Truppen aus dem Irak weichgespülter dar. Das letzte Wort habe 
US-General David H. Petraeus, heißt es aus der neuen Administration. 
Das ist exakt die gleiche Position wie unter Bush. Ebenso die - 
hoffentlich nicht allzu überstürzten - Vorbereitungen für das 
gigantische Konjunkturpaket im Wert von 800 Milliarden Dollar 
bedeuten noch lange nicht den Durchbruch. Für Ernüchterung sorgt auch
der Energieminister, der Strom aus Kohle und Atomkraftwerken für die 
sauberste Lösung hält. Die Wahlkampf-Devise »Problem erkannt, Problem
gebannt« gilt nicht mehr, wenn es ernst wird.
Obama braucht unbedingt die Besinnung auf das Machbare. Realismus tut
Not. Das Sympathie-Pendel schwingt gerade gefährlich weit aus. Es 
kann auch böse zurückschlagen.
Politstrategen dürften dem Mann im Oval Office bereits flüstern, er 
müsse jetzt unbedingt die Bremse treten, vielleicht bewusst 
Enttäuschungen provozieren. Anders sind unlösbare Heilserwartungen 
und total überhitzte Vorstellungen nicht mehr runterzukühlen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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