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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Messe CeBIT:

Bielefeld (ots)

Alle reden von der Wirtschaftskrise. Während es
die Automobilbranche kalt erwischt hat, jammert die 
Hightech-Industrie nur ganz leise. Branchenexperten gehen davon aus, 
dass der Gesamtmarkt für Informationstechnik, Telekommunikation und 
digitale Unterhaltungselektronik das Vorjahresniveau von etwa 145 
Milliarden Euro halten wird.
Kein Wunder, kommt der Informations- und Kommunikationstechnik (ITK) 
doch bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise die Schlüsselrolle zu. 
ITK hilft, Kosten zu senken, und steigert zugleich die Effektivität -
sie macht Unternehmen auf einem globalen Marktplatz konkurrenzfähig. 
Dazu trägt auch das Konjunkturpaket der Bundesregierung mit 
Investitionen in schnelle Internetzugänge und damit in die 
Infrastruktur der Wissensgesellschaft bei.
 Vor diesem Hintergrund richten sich alle Augen auf Hannover, wo die 
weltgrößte ITK-Messe zeigen will, was die Branche für die 
krisengeschüttelte Wirtschaft tun kann. Doch der Blick ist 
verkniffen.
Ein Viertel der Aussteller spart sich die Messe, nur 4300 kommen 
noch. Im Boomjahr 2001 waren es mehr als 8000. Die Messeleitung redet
sich die Beteiligung schön. Hauptsächlich seien es kleinere 
Hardware-Hersteller aus Fernost, die Hannover mieden, heißt es. 
Allerdings haben auch die Elektronik-Riesen Toshiba und Samsung 
keinen eigenen Stand.
Die Ursachen sind vielfältig: Fachmessen wie die Internationale 
Funkausstellung (ifa) in Berlin und die Mobilfunkmesse in Barcelona 
haben der CeBIT wichtige Themen abgejagt und attraktiv(er) verpackt. 
In schwierigen Zeiten, wenn die Marketingetats schrumpfen, müssen 
sich die Unternehmen eben entscheiden, wo sie ihre Produkte 
präsentieren. Und da ist Hannover nicht immer erste Wahl.
 Der Messe fehlt es an einem schlüssigen Konzept. Die Hinwendung zum 
Fachpublikum, weg vom Rummelplatz mit lauter Musik, Prospektjägern 
mit Plastiktüten und den entsprechend populären Themen, hat in der 
öffentlichen Aufmerksamkeit ein Vakuum hinterlassen, das die Messe 
mit Schlagwörtern wie Green IT und Webcity nicht hat füllen können.
Statt das gesamtwirtschaftliche Einsparpotenzial durch effiziente 
ITK-Strukturen herauszuarbeiten, hat sich die Messe unter dem 
Stichwort Green IT schon 2008 zu sehr auf Einsparungen in 
Rechenzentren und bei Geräten fokussiert. Verpasst wird die Chance, 
sich offensiv als Krisenmanager anzubieten. Außerdem buhlt die Messe 
mit dem Begriff Webcity, einem Kunstwort für soziale Netzwerke im 
Internet, um Aufmerksamkeit. Die Webcity soll ein Industriegebiet 
bekommen. Die Bemühungen, hier Trends zu setzen, wirken eher hilflos.
Schlagworte ersetzen keine Konzepte.
 Dabei ist - und bleibt hoffentlich - die CeBIT eine der wichtigsten 
Messen in Deutschland. Im Kampf gegen die Rezession kommt der ITK und
damit der CeBIT die Schlüsselrolle zu. Was bleibt, ist der Messe 
Erfolg zu wünschen und der Messeleitung bessere Ideen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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