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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Sri Lanka:

Bielefeld (ots)

Tiger sind Raubkatzen. Töten ist ihr Alltag.
Doch wer nun vermutet, Tiger würden, wenn sie an der Reihe sind, 
darum leichter sterben als andere Tiere, der irrt. Oft schlagen die 
Könige des Dschungels, wenn sie schon ihrem eigenen Tod ins Auge 
sehen, noch ein Mal grausam zu. In jedem Fall bleiben sie gefährlich.
Geht es nach der sri-lankischen Regierung in Colombo, so hat die 
letzte Stunde der »Tamil Tigers« geschlagen. Das Territorium im 
Nordosten der Tropeninsel Ceylon, das die Rebellenbewegung der 
Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) während des mehr als 
25-jährigen Bürgerkriegs aus ihrer Sicht »befreit« hat, ist 
inzwischen auf weniger als 80 Quadratkilometer geschrumpft. Ein 
Waffenstillstand, der dazu genutzt werden könnte, die dort 
eingeschlossenen 200 000 bis 250 000 Zivilisten in Sicherheit zu 
bringen, ist nicht in Sicht. Die Armee glaubt, die Befreiungstiger 
bereits endgültig am Boden zu haben und will den Vorteil nicht 
verspielen. Ein freier Abzug könnte dazu führen, dass sich 
Terroristen unter die Zivilbevölkerung mischen und ihren Kampf an 
anderer Stelle in anderer Weise weiterführen.
So wird also weiter gekämpft - bis zum letzten Mann und Tiger. Die 
»Kollateralschäden« haben in den vergangenen Monaten schon tausende 
Zivilisten das Leben gekostet. Dass die Regierungstruppen sogar 
Kliniken unter Beschuss nahmen, rief zwar internationale 
Menschenrechtsgruppen auf den Plan. Deren Kritik hat aber nur dazu 
geführt, dass sie selbst Repressalien ausgesetzt wurden. In Colombo 
belagerten Anhänger der Regierung Mitte Februar das Büro des Roten 
Kreuzes und warfen Scheiben mit Steinen ein.
Der Bürgerkrieg in Sri Lanka hat bisher mehr als 70 000 Todesopfer 
gefordert. Gemessen an der Zahl der Opfer hat sich die 
Weltöffentlichkeit kaum mit dem Konflikt beschäftigt. Nur Indien 
schickte 1987 als regionale Vormacht Truppen ins Land - eine 
Maßnahme, die Ministerpräsident Rajiv Gandhi 1991 bei einem Anschlag 
im Unionsstaat Tamil Nadu mit dem Leben bezahlt hat.
Vermittlungsversuche der EU und vor allem Norwegens sind in diesem 
Jahrtausend daran gescheitert, dass die Regierung in Colombo den 
Tamilen insgesamt - und nicht nur den Befreiungstigern - jede Art von
Autonomie verweigert. Diese Erfahrung machte zuletzt auch Oberst 
Karuna, der sich 2004 mit seinen Anhängern von der diktatorisch 
geführten LTTE abgespaltet hat.
Noch aber sind die Befreiungstiger nicht geschlagen. Mit 
Kamikaze-Angriffen auf Colombo, bei denen zwei ihrer drei Flugzeuge 
zerstört wurden, haben sie sich gerade wieder in Erinnerung gebracht.
Doch selbst wenn die Regierungstruppen siegen sollten, ist es bis zum
Frieden noch ein weiter Weg. Präsident Mahinda Rajapakse hat es 
bisher nicht vermocht, auf die tamilische Minderheit zuzugehen. 
Sollte er die Macht in Sri Lanka weiter nur für Singhalesen 
reservieren, provoziert er geradezu neue Terrorakte. Die 250 
Selbstmordattentate, für die die LTTE bisher verantwortlich ist, 
sprechen eine grausame, aber deutliche Sprache.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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