Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Flüchtlingsdrama im Mittelmeer
Bielefeld (ots)
»Wer Hunderte von Bootsflüchtlingen bei stürmischer See ohne Rettungsboote aufs Meer schickt, ist ein Verbrecher. Aber auch die, die alle Fluchtwege nach Europa um jeden Preis blockieren wollen, machen sich mitschuldig am Tod der Bootsflüchtlinge.« Man mag diese Position empörend finden; gleichwohl lohnt es sich, einen Moment länger nachzudenken über das Statement der Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl. Natürlich wird Europa nicht jeden Menschen aufnehmen können, der sich in nördlichen Wohlstandsregionen ein besseres Leben für sich und die Seinen verspricht. Ein Weltsozialamt EU wäre schnell pleite, in der Wirtschaftskrise schneller als zuvor. Doch sollte bei aller heimischen Sorge um Rezession, Ertragsrückgang und Arbeitsplatzverlust eins nicht vergessen werden: Während nördlich des Mittelmeeres nur der Lebensstandard in Gefahr ist, ist es südlich davon oft das Leben selbst. Europa ist attraktiv. Das liegt am Wohlstand - der zuweilen auch auf Kosten der Entwicklungsländer erwirtschaftet wird. Das liegt aber auch an den Menschenrechten und den gesellschaftlichen Werten, von denen politische Entscheidungen sich im Idealfall ableiten. Deswegen sollte es folgerichtig das Ziel europäischer Außenpolitik sein, dass die Menschen in Afrika sich nicht mehr in Massen in die Boote zwängen: und zwar, weil es Ihnen zu Hause besser geht als jetzt - nicht, weil die Küstenwache häufiger kreuzt.
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