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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Situation in Südafrika:

Bielefeld (ots)

Südafrika hat mit großer Begeisterung und hoher
Beteiligung gewählt. Gut.
Die Wähler am Kap sorgen seit 15 Jahren für klare politische 
Verhältnisse in einer funktionierenden Demokratie. Noch besser.
Das an Bodenschätzen und fruchtbaren Böden reiche Land ist nach 
Jahrzehnten brutaler Apartheid und blutiger Aufstandsversuche heute 
eine stabile Mittelmacht und Wachstums-Vorbild für einen ganzen 
Kontinent. Unglaublich.
Bei allen Unzulänglichkeiten der Regierungspartei ANC und des 
kommenden Präsidenten Jacob Zuma gilt es festzustellen, dass das Land
am Kap noch nie so frei, so erfolgreich und so selbstbewusst war, wie
seit Mitte der 1990er Jahre.
Das muss vorangestellt werden, bevor das Wahlergebnis im Einzelnen 
betrachtet wird. Der leichte Dämpfer für den Afrikanischen 
Nationalkongress (ANC) ist begrüßenswert. Nicht nur der relativ 
schlecht davongekommene ANC-Ableger Volkskongress (Cope) hat recht, 
wenn vor zu viel Macht in einer Hand gewarnt wird.
Dem ANC und seinen Führern droht die alte afrikanische 
Häuptlingskrankheit. Aus einst revolutionären Befreiungskämpfern 
können mit den Jahren machtverliebte eitle Potentaten werden - siehe 
in Namibia nebenan bis 2007 mit Sam Nujoma und, ganz extrem, in 
Simbabwe mit Robert Mugabe (85), der gar mehr nicht loslassen will.
ANC-Chef Jacob Zuma steht schon vor der abschließenden Auszählung der
Stimmen als künftiger südafrikanischer Staatspräsident fest. Er tritt
in die Fußstapfen von Übervater Nelson Mandela und Machtmensch Thabo 
Mbeki. Der 67-jährige Zuma ist ein Chamäleon. In europäischen 
Business-Kreisen weiß er ebenso zu überzeugen, möglicherweise auch zu
blenden, wie vor seinen immer noch überwiegend armen und 
vergleichsweise schlecht gebildeten Wählermassen.
 Zuma muss das Kunststück fertigbringen, weiter Befreiung und 
Wohlstand zu versprechen, obwohl das nicht haltbar ist. Auch nach 15 
Jahren ANC-Politik, hinter der eine kommunistische Partei steht, gibt
es im Alltag Südafrikas immer noch Rassentrennung. Die scharfe 
Scheidelinie zwischen arm und reich bleibt viel zu oft deckungsgleich
mit der Abgrenzung von Schwarz und Weiß.
Einen tollen Überraschungscoup hat im übrigen die einst 
ausschließlich »weiße« Demokratische Allianz hingelegt. Deren 
deutschstämmige Spitzenkandidatin Helen Zille konnte ganz offenbar 
schwarze und farbige Unterstützer gewinnen. Gegen das in Afrika 
übliche Stimmverhalten nach Stammeszugehörigkeit haben die neuen 
DA-Wähler demokratische Reife bewiesen.
 Erst die praktische Politik der neuen Regierung wird wirklich 
zeigen, wohin die Reise geht. Allen blumigen Wahlkampfversprechen zum
Trotz dürfte angesichts der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 
kaum Spielraum für einen Kurswechsel bleiben. Experten am 
wachstumsverwöhnten Kap glauben, dass es der Führung vorrangig ums 
»Überleben der Krise« zu tun sein wird.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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