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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Guantanamo-Häftlinge:

Bielefeld (ots)

Klar hilft man Freunden. Aber die Hilfe, die die
USA in diesen Tagen von uns erwartet, geht dann doch ein bisschen 
weit: Deutschland soll neue Heimat für bis zu zehn Häftlinge aus dem 
Folterlager Guantanamo werden. Häftlinge, die, wie der 
US-Guantanamo-Beauftragte vergangene Woche in Berlin versichert haben
soll, als »ungefährlich« gelten.
 Warum finden sie dann aber keinen Unterschlupf in den USA? Ein Land,
das 27 Mal so groß ist wie die Bundesrepublik, sollte Platz für alle 
Guantanamo-Häftlinge finden, die noch auf Kuba sind. Denn schließlich
ist das Problem der USA hausgemacht.
George W. Bush hatte etwa 1000 Menschen aus 41 Ländern zumeist ohne 
Rechtsgrundlage oder konkreten Verdacht auf Kuba interniert und damit
in einer Form gegen Menschenrechte verstoßen, wie wir sie sonst nur 
von Diktaturen kennen. Unter dem Deckmantel des Anti-Terror-Kampfes 
war die »Guantanao Bay Naval Base« de facto ein rechtsfreier Raum, in
dem es zu Exzessen kam. Es gab nicht nur körperliche Folter wie das 
Beinahe-Ertränken, sondern auch Erniedrigungen, wenn etwa ein 
Häftling in Frauenunterwäsche an einer Hundeleine herumgeführt wurde 
und Kunststücke machen musste.
Wer muslimische Gefangene so behandelt, schürt selbst in der 
gemäßigten islamischen Welt grenzenlosen Hass und kann schwerlich für
sich in Anspruch nehmen, andere Länder von den Errungenschaften der 
Demokratie zu überzeugen. Es war nur folgerichtig, dass schließlich 
sogar der Oberste Gerichtshof der USA die Militärtribunale in 
Guatanamo als verfassungs- und menschenrechtswidrig brandmarkte.
Wer anfangs noch angenommen hatte, die Geschichte werde George W. 
Bush irgendwann Recht geben, sieht sich heute im Irrtum: Hunderte von
Guantanamo-Häftlingen sind nach Jahren wieder freigelassen worden, 
weil überhaupt nichts gegen sie vorlag, nur etwa eine Dutzend steht 
unter Terroranklage. Dieses Missverhältnis verwundert nicht, denn 
nach Pentagon-Angaben waren 86 Prozent der Guantanamo-Häftlinge von 
Ländern übergeben worden, denen die USA Kopfgelder für Terroristen 
versprochen hatten. Nur gegen acht Prozent der Inhaftierten sollen 
die USA überhaupt ein konkreten Terrorverdacht gehegt haben.
Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl, wenn Barack Obama uns nun 
angeblich unschuldige Häftlinge andient. Wenn SPD-Kanzlerkandidat 
Frank-Walter Steinmeier mit dem Wort von der »humanitären Geste« 
darum wirbt, diese Menschen aufzunehmen, muss die Frage erlaubt sein,
ob so eine Geste nicht zuallererst ein Anliegen der USA sein muss? 
Oder sind sie diese Männer doch nicht so unschuldig? Jahrelang haben 
die USA wahrheitswidrig bestritten, auf Kuba zu foltern. Und jetzt 
sollen wir ihnen abnehmen, dass man uns nur harmlose Häftlinge 
überstellen möchte?
Deutschland ist nicht in der Pflicht, Obamas Wahlversprechen 
einzulösen. Guantanamo muss geschlossen werden - aber nicht auf 
unsere Kosten!

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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