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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Fusion Porsche-VW:

Bielefeld (ots)

Fusion statt Übernahme. Nach der gestern in
Salzburg getroffenen Entscheidung der Porsche-Eigener, Volkswagen und
Porsche zum einen »integrierten Autokonzern« zusammenzuführen, gibt 
es unterm Strich eigentlich nur Gewinner.
Gut, Porsche-Vorstand Wendelin Wiedeking war vor zwei Jahren 
angetreten, den großen VW-Konzern zu übernehmen und dann über die 
Porsche-Holding die Geschicke aller darunter angesiedelten Marken zu 
leiten. Das ist nicht geglückt. Die Gründe dafür sind recht einfach 
erklärt. An erster Stelle ist dabei das VW-Gesetz zu nennen. 
Wiedeking und sein Vorstandskollege Holger Härter waren bei ihrer 
Strategie fest davon ausgegangen, dass die EU dieses Gesetz und damit
die Sperrmenorität Niedersachsens kippen würde. Das aber ist nicht 
passiert, obwohl alle Vorzeichen anders zu deuten waren.
 Es ist zu vermuten, dass sich Entscheidungsträger bei VW von der 
forschen Gangart Wiedekings bei den ersten Übernahme-Verlautbarungen 
massiv angegriffen fühlten. Dazu gehört auch Ferdinand Piëch. Der 
Aufsichtsrat-Vorsitzende ist spätestens seit 2007 nicht mehr gut auf 
Wiedeking zu sprechen. Der hatte nämlich angesichts der angestrebten 
Machtübernahme bei VW rundweg erklärt, er werde die Marken 
miteinander und nicht wie Piech gegeneinander aufstellen. Diese Art 
der Kritik trägt der Patriarch aus Salzburg dem hemdsärmeligen 
Westfalen bis heute nach. Da zählen auch alle Verdienste Wiedekings, 
der den Sportwagenhersteller einst vor dem Ruin gerettet und auf eine
Erfolgsweg ohnegleichen gebracht hatte, nicht mehr.
So dürften von Wolfsburg aus alle Hebel in Bewegung gesetzt worden 
sein, um die von Porsche erwartete Klage der EU gegen das Gesetz zu 
verhindern. Mit Erfolg. Denn Brüssel rührt sich seit Wochen und 
Monaten hinsichtlich dieser Frage nicht. Wäre das Gesetz gekippt 
worden, hätte Porsche längst einen noch größeren Anteil an VW und 
damit Zugriff auf die Kasse des großen Autobauers. Sämtliche 
Forderungen der Banken wären leicht zu bezahlen gewesen.
Die Kreditinstitute aber wussten um den Engpass bei Porsche, als es 
vor wenigen Wochen um die Verlängerung der Kreditrahmen ging. 
Zähneknirschend musste Finanzvorstand Härter hohe Zinssätze 
akzeptieren, da die Banken angesichts der allgemeinen Krise eine 
ausgezeichnete Verhandlungsposition hatten. Das war letztlich der 
zweite Grund für das Scheitern der Übernahme und der beschlossenen 
Fusion.
Wiedeking bleibt dabei im Amt und Piëch dürfte dafür sorgen, dass die
Holding nicht in Stuttgart, sondern in Wolfsburg angesiedelt ist. Und
dort hat dann nicht der Porsche-Chef das Sagen. Stattdessen wird 
Piech einen seiner Vertrauten dort positionieren. Und damit ist 
sicher: Der Patriarch hat weiter alle Fäden in der Hand und kann den 
Konzern nach seinen Regeln leiten.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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