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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum US-Abzug aus dem Irak

Bielefeld (ots)

Die US-Truppen sind abgezogen, die ausländischen
Ölkonzerne zurückgekehrt. Sie bekommen Fördergenehmigungen für 
Ölfelder im Irak, dessen Reserven mit 115 Milliarden Barrel die 
viertgrößten der Welt sein sollen. Damit sind die Konzerne die ersten
Gewinner des Rückzugs der amerikanischen Soldaten aus den Städten und
Dörfern im leidgeprüften Land.
Für den Irak ist der Abzug einerseits ein Grund zur Freude. Das Land 
gewinnt ein Stück Souveränität, die Menschen fühlen sich befreit von 
den »Besatzern«, wie viele die fremden Soldaten empfanden. 
Andererseits droht ein Machtvakuum. Das Nachbarland Iran würde nur zu
gern hineinstoßen. Dass Teheran die Aufständischen im Irak 
unterstützt, ist ein offenes Geheimnis. Die Bevölkerung, die sich so 
sehr nach Ruhe und Sicherheit sehnt, befürchtet eine neue Welle von 
Terrorakten etwa der El-Kaida. Einen Vorgeschmack lieferten in den 
vergangenen Tagen Anschläge mit zusammen mehr als 100 Toten. 
Womöglich erstarken auch die früheren Anhänger des gestürzten 
Diktators Saddam Hussein. Wie Sprengstoff sind auch die religiösen 
Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und Sunniten, die das Land 
spalten. Der Rückzug der Amerikaner ist hochriskant, zum Glück gibt 
es eine Rückversicherung. Denn vollständig weg sind die US-Soldaten 
erst Ende 2011. 134 000 GIs verharren in Militärstützpunkten 
außerhalb der Städte - als Abschreckung für Rebellen und als 
Eingreiftruppe für den Fall, dass die irakische Armee den 
Herausforderungen nicht gewachsen sein sollte. Mit 650 000 Soldaten 
und Offizieren könnten die Einheimischen für Sicherheit sorgen, 
erklärte US-General David Petraeus. Militärexperten bezweifeln das.
Wenn es kritisch wird, werden die US-Soldaten ihre Kasernen verlassen
und wieder kämpfen. Der Irak ist Washingtons schwärende Wunde. Würde 
das Land abermals im Bürgerkriegschaos versinken, wären alle 
Anstrengungen und der Tod tausender Soldaten sinnlos gewesen. Amerika
hat ein Interesse daran, dass sich ein demokratischer Irak behauptet.
Alles andere wäre sowohl eine Niederlage von Regierungschef Nuri 
al-Maliki als auch von US-Präsident Barack Obama. Der Weltpolizist 
USA hätte versagt. Obama aber will den Irak zu einem erfolgreichen 
Vorbild für Afghanistan machen.
Es ist leicht, einen Krieg zu beginnen, aber ungleich schwerer, aus 
ihm wieder heraus zu kommen. Trotz des Sturzes von Saddam Hussein 
bekamen die Amerikaner und Briten das Land nie ganz unter Kontrolle. 
Die asymmetrische Kriegführung mit Anschlägen aus dem Hinterhalt und 
Straßenkämpfen ist nicht zu vergleichen mit den Feldschlachten der 
Vergangenheit. Der Rückzug der US-Truppen ist auch das Ergebnis 
zweier Erkenntnisse. Erstens: Die Akzeptanz des Krieges in der 
amerikanischen Öffentlichkeit sinkt stetig. Zweitens: Konflikte im 
21. Jahrhundert sind mit Gewalt kaum zu lösen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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