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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema: Bundeswehr in Afghanistan

Bielefeld (ots)

Nach acht Jahren Präsenz westlicher Truppen und
Aufbauhelfer ist die Lage in Afghanistan so schlecht wie nie. Das 
mussten gestern sowohl Verteidigungsminister Franz Josef Jung als 
auch Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan erneut eingestehen. Die 
Bundeswehr befindet sich mit dem Beginn der Offensive im Norden 
endgültig im Krieg. Darüber kann keine Wortakrobatik mehr 
hinwegtäuschen. Aber statt jetzt darüber zu debattieren, wie die 
Bundeswehr aus dem Einsatz am Hindukusch herauskommt, sollte man 
jetzt darüber reden, was die Nato-Staaten zur Stabilisierung der Lage
in diesem geschundenen Land besser machen können.
 Die Deutschen haben noch nie so sehr am Afghanistan-Einsatz 
gezweifelt wie heute. Fast drei Viertel der Bürger sagen mittlerweile
in Umfragen: Die Bundeswehr soll raus aus Afghanistan. Diese 
Forderung ist verständlich nach acht Jahren, in denen die 
Sicherheitslage am Hindukusch sich trotz der Präsenz von 
zehntausenden ausländischer Soldaten ständig verschlechtert hat.
 Doch die Antwort kann nur heißen: Nach den USA und Großbritannien 
müssen auch Deutschland und andere ausländische Truppensteller mehr 
Soldaten nach Afghanistan schicken und offensiver gegen die 
Taliban-Kämpfer vorgehen, was eine weiter steigende Zahl von Opfern 
bedeuten wird, aber auch die Aussicht auf Erfolg. Dazu gehört auch - 
was insbesondere von den Amerikanern vernachlässigt wurde - mehr 
Aufbauarbeit zu leisten. Doch dazu ist mehr Geld nötig. Darüber 
hinaus müssen die afghanischen und westlichen Truppen von den Taliban
befreite Gebiete sichern, damit Aufbauhelfer, die diese Gebiete 
verlassen haben, wieder zurückkehren und dringend benötigte 
Aufbauprojekte auch bis zum Ende durchgeführt werden können.
Mit der Forderung, die deutschen Soldaten möglichst schnell aus 
Afghanistan zurückzuholen, will sich die Mehrheit der Deutschen aus 
der Verantwortung für dieses Land und seine Menschen verabschieden. 
Dahinter verbirgt sich eine politische, militärische und auch 
menschliche Bankrotterklärung, deren Preis sich kaum absehen lässt. 
Würden sich die internationalen Truppen zurückziehen, wären zuerst 
diejenigen Afghanen in Lebensgefahr, die im Kampf gegen die Taliban 
mit den fremden Soldaten und Helfern zusammengearbeitet haben. Sie 
müssten deren grausame Rache fürchten. Für diese Afghanen tragen die 
Staaten der Isaf-Truppen Verantwortung: Sie hatten in diesen Menschen
über Jahre die Hoffnung geweckt, dass es sich lohnt, für ein modernes
Afghanistan einzutreten.
Man kann sich ohne viel Phantasie vorstellen, was nach einem Abzug 
der westlichen Truppen passieren wird. Die Islamisten werden von dort
aus Anschläge planen und durchführen. Pakistan könnte dann das 
nächste Land sein, dass durch die Taliban in eine existenzgefährdende
Situation geraten könnte.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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