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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Kruzifixurteil

Bielefeld (ots)

Dem Kruzifixurteil des Europäischen
Gerichtshofes sollte man zu allererst mit großer Gelassenheit 
begegnen: Weder Gerichtsurteile noch wissenschaftliche Anwürfe gegen 
die prägendste Größe des Abendlandes, die des Christentums, das mit 
dem Kreuz zur Sprache kommt, werden der eigentlichen Bedeutung dieses
Glaubenszeichens an Aussagekraft etwas rauben können.
 Schon Paulus wusste, dass das Wort vom Kreuz als zentrale Botschaft 
des christlichen Glaubens den einen ein Ärgernis, den anderen eine 
Torheit ist. Insofern hat sich im Umgang mit diesem Symbol nichts 
geändert.
Interessant allerdings ist, mit welch einer Hartnäckigkeit versucht 
wird, eine Säule unseres Gemeinwesens in den Raum des Neutralen, des 
Privaten abzudrängen. Anscheinend gehen die Verfechter dieser Haltung
von einer »gewaltigen« Kraft dieses Symbols aus, so dass sie meinen, 
es müsse mit richterlicher Hilfe aus dem öffentlichen Raum verbannt 
werden.
 So werden sie zu beeindruckenden Zeugen dessen, wovor sie sich 
fürchten: vor der »Sprengkraft«, die sich mit dem Zeichen des Kreuzes
verbindet. Mit fast ignoranter Intoleranz soll diese Welt eine Welt 
werden, in welcher das Geschehen von Golgatha für den Menschen als 
bedeutungslos sich darstellt. Daher wird auf das Kreuz als 
Folterinstrument verwiesen, dessen Anblick den Kindern, die 
stellvertretend genannt werden, als unzumutbar erscheint.
Das Kreuz wird jedoch nicht als Symbol der Folterung eines Menschen 
angebetet und bekannt, sondern im Zeichen des Kreuzes erblickt der, 
der sich das historische Kreuz von Golgatha in Erinnerung ruft, die 
Erlösung. So wurde dieses fürwahr grausame Folterwerkzeug für die 
Menschen damals, als das Christentum vom römischen Staat verfolgt 
wurde, zum Zeichen der Freiheit.
 Im Angesichts des grausamen Todes in den Arenen, in welchen die ach 
so gebildeten Römer Menschenleben als »Unterhaltungsobjekte« ansahen 
(man könnte hier vielleicht sogar, wenngleich unblutiger aber nicht 
minder zerstörerisch, Parallelen ziehen), vertrauten sie dem Wort vom
Kreuz als Wort des Lebens. So ist dieses Wort als Wort der Erlösung 
der »Glutkern des christlichen Glaubens«, wie es der Soziologe Peter 
Gross einmal ausgedrückt hat. Mit diesem Zeichen haben Menschen in 
der Vergangenheit jene Mauern aufgesprengt, die durch Terror, Krieg 
und Intoleranz errichtet worden sind.
Und dies geschieht auch heute noch. Christen werden um ihres Glaubens
willen verfolgt und getötet. Dies ist ein Verstoß gegen die 
Menschenrechte, gegen die Religionsfreiheit, die in ihrem Wesen und 
in ihren Ideen ohne den geistig-geistlichen Hintergrund der 
abendländischen Tradition nicht denkbar wären. Das sollte bedacht 
werden, wenn man sich auf die Religionsfreiheit beruft, die gerade 
durch den, der gekreuzigt wurde, ausgesprochen wurde: Gebt dem 
Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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