Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Minarette:

Bielefeld (ots)

Unmöglich: Vier Moscheen mit Minaretten gibt es
in der gesamten Schweiz - und die Mehrheit der Eidgenossen fühlt sich
gestört. 1,5 Millionen Bürger (57,5 Prozent) votierten am Sonntag 
gegen Religionsfreiheit, Toleranz und städtebaulichen Kleinkram. Ein 
gleichzeitig vorgelegtes Verbot von Waffenexporten scheiterte dagegen
mit 31,8 Prozent. Verkehrte Welt: Granaten für Diktaturen sind kein 
Problem, aber der Baustil einer Weltreligion wird nicht geduldet.
 Das Verbot für Gebetstürme soll nun in die Schweizer Verfassung 
aufgenommen werden. Internationale Rechtsnormen könnten die 
endgültige Umsetzung zwar noch ausbremsen, aber der kulturpolitische 
Schaden ist längst eingetreten und massiv. Schon fühlen sich 
Extremisten von Dänemark über die Niederlande, Norditalien bis 
Österreich bestärkt, es den Schweizern gleichzutun. Gewollten 
Missverständnissen wie Muslime gleich Islamisten, Gebetsruf gleich 
Hass und Kopftuch gleich Vermummung wird Tür und Tor geöffnet.
Dabei werden ungelöste gesellschaftspolitische Probleme mit 
religionsphilosophischen Fragen gnadenlos vermengt. Ganz klar: 
Strittige Themen wie Zwangsehe, Benachteiligung von Mädchen, 
Missbrauch abendländischer Freiheiten und religiös verbrämte 
Kriegstreiberei dürfen nicht ausgeblendet werden. Wohlgemerkt alles 
das gibt es in gravierenden Einzelfällen. Der Staat darf nicht 
darüber hinwegsehen. Die Minarettfrage aber ist etwas gänzlich 
anderes. Sie steht auf einer Ebene mit der Existenz des Kreuzes in 
Klassenzimmern, Schulgebet, Kirchengeläut oder Eidesformeln.
 Von einem »negativen Signal für öffentlich gelebte Religion« spricht
Gerhard Duncker. Der Islamexperte der Evangelischen Kirche von 
Westfalen mit neun Jahren Türkei-Praxis steuerte gestern eine der 
klügsten Bemerkungen zu der europaweit geführten Debatte bei. Das 
Votum könne bedeuten, dass Christen genauso ihre Kreuze abnehmen 
müssten, wie Muslime nicht mehr Minarette bauen dürften. Immer öfter 
gelte »negative Religionsfreiheit«. Wenn nur ein Elternpaar gegen ein
Kreuz in der Schule sei, bekäme diese Minderheit Recht. Am Ende fände
Religion nicht mehr öffentlich statt. Sitzen Christen und Muslime in 
einem Boot?
Die Antwort lautet immer dann Ja, wenn die große Fraktion der 
Neinsager zu viel Einfluss gewinnt. Ob es um Minarette, 
Kohlekraftwerke oder Dorfumgehungen geht, macht kaum einen 
Unterschied. Stets ist die Zahl der Verhinderer größer als die der 
Befürworter.
Wer mehr Volksentscheide und plebiszitäre Elemente will, muss wissen,
das er die Gesamtverantwortung demokratischer Entscheidung 
unterhöhlt. Machen wir uns nichts vor. Auch hierzulande stießen in 
konkreten Fällen Todesstrafe, Minderheitenhatz oder rigoroser 
Egoismus auf erschreckende Zustimmung.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 29.11.2009 – 18:47

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Steuerstreit in der schwarz-gelben Koalition

    Bielefeld (ots) - Der Steuerstreit in der schwarz-gelben Koalition wird von Tag zu Tag schärfer. Während allen voran FDP und CSU unvermindert auf Entlastungen für Bürger und Unternehmen drängen, droht ausgerechnet das ebenfalls schwarz-gelb regierte Schleswig-Holstein im Bundesrat mit seinem Veto. Es geht für das Bundesland um Mindereinnahmen von 70 ...

  • 27.11.2009 – 19:28

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Fußball-Wettskandal

    Bielefeld (ots) - Kurios wäre untertrieben, erschreckend mindestens angemessen und schockierend sehr passend: Der Fußball-Wettskandal sorgt für immer unglaublichere Nachrichten, die sich Funktionäre und Fans in diesem Umfang bisher nicht vorstellen konnten. Doch das Ausmaß an Betrug und Manipulation ist Realität. Und die Methoden werden von Tag zu Tag, ...