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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Kulturhauptstadt Essen:

Bielefeld (ots)

Als Kulturhauptstadt Europas misst sich Essen
2010 mit Istanbul. Das ist auf den ersten Blick so, als wenn in der 
1. Fußball-Bundesliga der VfL Bochum gegen Bayern München spielt. Auf
der einen Seite die brodelnde Metropole am Bosporus, Schmelztiegel 
der Kulturen auf der Grenze zwischen Orient und Okzident. Eine Stadt 
mit grandiosen, weltberühmten Bauwerken wie der Hagia Sophia in ihren
Mauern.
Auf der anderen Seite Essen: Wenn Ausländer diese Stadt überhaupt 
kennen, dann fallen ihnen vermutlich nur Kohle und Stahl ein. Eine 
Region, geprägt durch Zechensterben und Arbeitslosigkeit. Graue Maus 
kontra glitzernde Perle: Die Ausgangsbedingungen könnten also nicht 
unterschiedlicher sein. Ist deshalb der Misserfolg für Essen 
programmiert? Keineswegs! Denn entscheidend für den Erfolg einer 
Kulturhauptstadt ist nicht die Zahl der Gäste aus dem Ausland. 
Entscheidend sind die Auswirkungen auf die Infrastruktur in der 
Region und auf das Selbstverständnis der Menschen.
Für 53 Städte und Gemeinden, in denen fünf Millionen Männer, Frauen 
und Kinder leben, wird 2010 garantiert zum Erfolg. Das Programm zum 
Hauptstadtjahr beschleunigt den Wandel des Ruhrgebietes vom Hochofen 
der Vergangenheit zum Kulturzentrum der Gegenwart über 
Nordrhein-Westfalen hinaus. Allein das Land NRW investierte gut 120 
Millionen Euro in das Großprojekt. 50 Millionen davon stammen von der
EU. Das Geld leistet einen Beitrag dazu, das schon jetzt imposante 
Kulturangebot der Region zu erhalten und noch auszubauen. Und das in 
einer Zeit, in der die Kommunen unter dem Druck wegbrechender 
Steuereinnahmen den Rotstift bei Theatern und Museen ansetzen.
Schon jetzt gibt es zwischen Duisburg und Dortmund fünf Musiktheater,
sieben Schauspielhäuser, sechs Sinfonieorchester, knapp 250 
Sammlungen und Museen. Die Region glänzt mit dem Gasometer 
Oberhausen, Europas höchster Ausstellungshalle, der ehemaligen 
Krupp-Residenz Villa Hügel und Festivals wie der Ruhrtriennale. Das 
ist ein Pfund, mit dem das Ruhrgebiet wuchern, mit dem es Touristen 
anlocken kann, auch wenn der äußere Schein nicht so glänzt wie in 
Istanbul. Gold wert ist der Status der europäischen Kulturhauptstadt 
für Essen auch aus einem anderen Grund: Das Wir-Gefühl der Menschen 
hat dadurch einen enormen Schub bekommen. Die Aussicht, nicht als 
sterbendes Industrierevier, sondern als moderne Region im Aufbruch 
präsentiert zu werden, stärkt das Selbstwertgefühl.
Begeisterung gepaart mit dem sprichwörtlichen Organisationsgeschick 
der Deutschen, verspricht ein großartiges Erlebnis für das Ruhrgebiet
und das ganze Land. Essen muss nicht das Schicksal der griechischen 
Stadt Patras fürchten, die als Europas Kulturhauptstadt 2006 floppte,
weil ein überzeugendes Konzept fehlte. Das besitzt das Ruhrgebiet 
sehr wohl. Glückauf, Essen!

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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