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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Kontrolle von Biosiegeln:

Bielefeld (ots)

Werden Biosiegel und Ökostempel zu leichtfertig
vergeben? Sind die Kontrollen von Ökobauern zu lasch? Diese Fragen 
stellen sich nach drei Betrugsverdachtsfällen in der Biobranche in 
Nordrhein-Westfalen.
 Bereits Anfang 2009, nach den Vorfällen beim größten deutschen 
Öko-Geflügelhändler Berthold Franzsander in Delbrück (Kreis 
Paderborn), hatte der nordrhein-westfälische 
Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) gefordert, dass der
Staat für verbesserte Kontrollen der Öko-Betriebe sorgen muss. Bis 
heute hat sich nichts getan. Auch gestern konnte das Ministerium 
nichts Konkretes zum Thema verschärfte Kontrollen sagen.
Vorweg geschickt sei, dass es sich in allen drei Fällen um einen 
Verdacht handelt. Während der Chef des Bio-Hühnerparks Richard 
Hennenberg (Velbert) bereits das Landesamt für Natur, Umwelt und 
Verbraucherschutz verklagt hat, prüft Franzsander noch eine 
Schadensersatzklage gegen das Land. Hennenberg will per Eilantrag das
Bio-Siegel zurückhaben, das ihm vom Landesamt aberkannt wurde. 
Begründung der Behörde: Die Hühner haben nicht genügend Auslauffläche
Wichtig ist, dass sich der Verbraucher auch in Zukunft voll und ganz 
auf das Biosiegel verlassen kann. Wer die ökologische Produktion von 
Lebensmittel unterstützen will, gibt gerne mehr Geld für die Ware 
aus. Nur muss er auch sicher sein, dass Öko drin ist, wo Öko 
draufsteht.
Derzeit werden die Ökohöfe von privaten Kontrollstellen unter die 
Lupe genommen. Der jährliche Besuch der Höfe wird vorher angekündigt 
und die Gebühr für die Kontrolle vom Hofbesitzer bezahlt. Das gibt zu
denken. Bevor der Staat nun tätig wird, sollten die jetzigen privaten
Kontrollen zumindest mehrfach im Jahr stattfinden und auch 
unangemeldet erfolgen.
Zudem genügt das derzeitige Kontrollsystem für die Ökolandwirtschaft 
grundsätzlich nicht mehr den Anforderungen. Das Verfahren ist auf 
kleine Betriebe zugeschnitten. Es besteht die Gefahr, dass 
Öko-Großbetriebe - die Zahl ihrer Neugründungen steigt - durchs Netz 
fallen.
Der Staat muss entweder dafür sorgen, dass die Kontrollen von 
privater Seite schärfer ausfallen oder selbst in die Kontrolle mit 
einsteigen. Die Futtermittel werden bereits vom Staat kontrolliert, 
da es hier um mögliche Gefahren für die Gesundheit geht.
Bei Betrug mit Ökoprodukten geht es nicht um die Gesundheit, sondern 
in erster Linie um den Geldbeutel. Ein Abzocken der Verbraucher darf 
es nicht geben. Der Geldbeutel der Verbraucher muss geschont, der 
Geldbeutel von Kriminellen darf nicht gefüllt werden. Schwarze Schafe
müssen erkannt und zur Rechenschaft gezogen werden, fordert Minister 
Uhlenberg. Das ist eine Binsenweisheit.
Jetzt müssen endlich Taten folgen. Sonst gerät eine ganze Branche in 
Verruf, eine Branche, die es am Markt ohnehin noch sehr schwer hat.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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