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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Amnesty-International-Bericht zur Todesstrafe

Bielefeld (ots)

China ist stolz auf Erfolge und zeigt das auch
öffentlich: Exportweltmeister, ein gigantisches Wirtschaftswachstum, 
die erfolgreichste Sportnation bei den Olympischen Spielen 2008 in 
Peking. Nur beim Thema Strafvollzug hält sich das kommunistisches 
Regime äußerst bedeckt. Denn darauf kann China nicht stolz sein. 
Menschenrechtler schätzen, dass in China in jedem Jahr etwa 10 000 
Männer und Frauen hingerichtet werden. Wieviel genau, will die 
Volksrepublik nicht sagen. Die Statistiken sind geschönt. 2008 sollen
mehr als 1700 Urteile vollstreckt worden sein. Und wenn es weniger 
als im Jahr zuvor waren, spricht die Regierung stolz von Reformen und
mehr Menschlichkeit. Welch ein Hohn.
 Die Todesstrafe ist immer grausam, nie zu rechtfertigen. Und Staaten
wie Iran, China oder der Sudan nutzen nicht selten ihr Strafsystem 
dazu, missliebige Oppositionelle für immer zum Schweigen zu bringen. 
Abkehr vom islamischen Glauben, Umsturzversuche oder Anstiftung zu 
Unruhen steht dann in den Urteilsbegründungen. Alles gelogen, die 
Staatsmacht hat Angst vor freiheitlichen Bewegungen.
 Nach einer Übersicht von Amnesty International wurden 2009 in 18 
Ländern mindestens 714 Menschen außerhalb Chinas hingerichtet. 
Erschossen, vergiftet, aufgeknüpft, enthauptet oder sogar gesteinigt.
Selbst Minderjährige werden in Saudi Arabien und in Iran zum Tode 
verurteilt und vom Scharfrichter hingerichtet.
In einer Zeit, in der die Menschen Mond und Mars erforschen, lassen 
sich Denkweisen aus dem Mittelalter noch immer nicht aus den Köpfen 
vertreiben. Rache, Gerechtigkeit und Abschreckung werden immer wieder
als Gründe für die Todesstrafe genannt. All das ist zu widerlegen. 
Und mag die Tat noch so grausam gewesen sein, das Leiden der Opfer 
und der Schmerz der Angehörigen wird nicht geringer, wenn dem Täter 
die gleichen Schmerzen zugefügt werden.
Mehr als 20 000 Menschen sitzen derzeit in irgendwelchen dunklen 
Löchern oder wie in Nordamerika in den klinisch reinen Anstalten und 
warten auf ihre Hinrichtung. Allein in den USA haben seit 1973 mehr 
als 130 Menschen ihre Todeszelle lebend verlassen. Ihre Anwälte 
konnten die Unschuld ihrer Mandanten beweisen.
 Obwohl sich die Todesstrafe weltweit auf dem Rücksicht befindet, 
sind nicht alle davor gefeit, nach einem besonders grausamen 
Verbrechen härtete Strafen zu fordern. Als Mitte der siebziger Jahre 
Linksextremisten die Bundesrepublik aus den Angeln bomben wollten, 
gab es in der politischen Führung Deutschlands Überlegungen, die 
Todesstrafe für Terroristen einzuführen. Doch es kam nicht dazu. Die 
Vernunft der Demokraten hatte gesiegt.
Hoffentlich beweist Russland heute die gleiche Stärke. Regierungschef
Wladimir Putin fordert nach den jüngsten verheerenden 
U-Bahn-Anschlägen die »Vernichtung« der Hintermänner. Das klingt eher
nach Hinrichtung als nach Strafverfolgung.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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