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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema "Unbesetzte Lehrstellen":

Bielefeld (ots)

Was sagt Ihnen das Ohmsche Gesetz? Kennen Sie
sich in der Boolschen Algebra aus? Wissen Sie die Formel für die 
Ableitung zum Beispiel einer inversen Funktion? Nein? Macht nichts! 
Wer nicht gerade zufällig vor dem Abitur steht oder die Formeln 
täglich bei der Arbeit benutzt, kommt im normalen Leben auch ganz gut
ohne diese Mathematik-Kenntnisse aus.
Anders verhält es sich natürlich mit der Prozentrechnung oder einem 
einfachen Dreisatz. Wie nützlich sie sind, erkennt jeder Schüler 
spätestens beim ersten Sonderangebot oder bei den ersten 
Verhandlungen über eine Taschengelderhöhung. Umso tragischer, wenn 
Schüler in Bewerbungstests immer noch an den einfachsten 
Rechenaufgaben scheitern! Zehn Jahre nach der ersten Pisa-Studie 
sollte das kein Problem mehr sein. . .
 Woran liegt es? Dümmer sind die Schüler von heute nicht. Viele 
Arbeitgeber, Eltern, Schüler und auch Lehrer geben daher den 
Lehrplänen die Schuld. Sie seien zu sehr mit Wissen überfrachtet, das
im weiteren Leben und im Beruf oft keine Rolle spiele; jedenfalls 
keine große.
 Den Betrieben bleibt überhaupt nichts anderes übrig, als noch mehr 
Zeit, Energie und auch Geld in die Ausbildung der künftigen 
Fachkräfte zu investieren. Wer hier seine Anstrengungen nicht noch 
erhöht, verspielt die Zukunft. Das Engagement lohnt sich. Ansonsten 
wären die deutschen Unternehmen auf den Weltmärkten längst nicht mehr
konkurrenzfähig.
Dass jeder fünfte Ausbildungsplatz heute unbesetzt bleibt, weil die 
Bewerber nicht die Mindestqualifikation erfüllen, muss nicht nur die 
Wirtschaft, sondern die gesamte Gesellschaft alarmieren. Natürlich 
sind unqualifizierte Bewerber nur ein Teil der Jugend. Doch es sind 
in jedem Fall zu viele, weil Ungelernte weiterhin auf dem deutschen 
Arbeitsmarkt fast keine Aussicht auf einen soliden Arbeitsplatz 
haben.
Ein - allerdings nur kleiner - Trost ist, dass die Verhältnisse in 
Ostwestfalen-Lippe etwas besser sind. Anders als im Bundesgebiet 
steigt hier 2010 noch die Zahl der Schulabgänger. Sicher auch aus 
diesem Grund liegt der Anteil der unbesetzten Lehrstellen mit 15 
Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von 20 Prozent. Hinzu kommt die 
große Zahl an Kooperationen zwischen den Unternehmen und regionalen 
Schulen. Hier ist OWL Vorreiter. Und bei den Praktika, den Gesprächen
und gegenseitigen Besuchen profitieren nicht nur die Schüler, sondern
auch Arbeitgeber und sogar die Lehrer, die sonst oft wenig mit der 
»normalen« Arbeitswelt in Kontakt kommen.
Fehlendes Schulwissen in Mathe und Deutsch ist nicht der einzige 
Grund, warum Lehrstellen unbesetzt bleiben. Darüber hinaus klagen 
Arbeitgeber, dass viele Bewerber zu lethargisch, nicht engagiert, zu 
undiszipliniert sind. Auch hapert es an den Umgangsformen. Diese zu 
ändern, muss das Ziel sein. Hier sind an erster Stelle die Eltern 
gefordert.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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