Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Tariftheater
Bielefeld (ots)
Immer wenn Tarifverhandlungen anstehen, schicken die Parteien ihre Verbandsoberen und Experten an die Front. Dann reden die Unternehmer die Konjunktur klein, die Gewerkschafter beten sie gesund. Und weil es die Wirkung verstärkt, verbinden sie ihre Aussage mit kleinen Paukenschlägen. Beispiel Dieter Hundt: Abschlüsse mit einer nennenswerten Lohnerhöhung führen in die Krise zurück. Reaktion Peter Bofinger: Drei Prozent müssen mindestens sein, sonst kommt die Binnennachfrage nie aus dem Tal. Tatsächlich kann man sich fragen, ob es je einen geeigneten Zeitpunkt für Lohnerhöhungen gibt. Vor der Krise treiben sie Unternehmen in die Insolvenz. In der Krise sind sie nicht finanzierbar. Und wenn es wieder aufwärts geht, brauchen die Firmen das Geld für ihre Liquidität. Und weil nach der Krise auch vor der Krise ist, geht es gern so weiter. Festzuhalten bleibt: Die jetzt im Hotel- und Gaststättengewerbe vereinbarten drei Prozent sind auch in anderen Branchen verkraftbar. Aber nicht in allen. Wie immer kommt es auf einen genauen Blick an. Vernebelungsaktionen wie die von Hundt und Bofinger erschweren diese Aufgabe nur.
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