Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Möbelbranche
Bielefeld (ots)
Angeber und Prahlhänse haben die Qual der Wahl. Womit sollen sie auftrumpfen? Dem größten Haus? Dem schnellsten Auto? Dem breitesten Flachbildschirm? An andere Dinge denken die Angeber zum Leidwesen der heimischen Möbelindustrie meist zuletzt: an die neue Küche, ans Schlafzimmer, an die Sofagarnitur. Dabei sind die Zeiten, als die Wohnung »my castle« war und wie eine Burg vor Eindringlingen geschützt wurde, längst vorbei. Es gibt einen Trend, häufiger Gäste zu sich nach Hause einzuladen - zum Leidwesen der Gastronomen, denen zusätzlich die allgemeine Sparsamkeit und die Rauchverbote zusetzen. Der Trend hat sogar einen Namen: »Homing«. Dass die Küche in der Vergangenheit nicht sehr beachtet wurde, hat auch den Grund, dass sie ausschließlich als Arbeitsraum gesehen wurde - fälschlicherweise als Arbeitsraum der Frau. Nicht von ungefähr hat Poggenpohl das Statusmöbel per excellence, die Porsche-Küche, zunächst als »Küche für den Mann« vermarktet. Nun kann die Branche ihr Heil aber nicht nur von solchen Perlen des Designs abhängig machen. Dazu ist die Zahl der Menschen, die sich eine Porsche-Küche leisten können, zu klein. Was Poggenpohl mit dem Porsche-Design vorbereitet hat, erreicht jetzt, 2011, mit der neuen IMM Cologne und der damit erstmals verbundenen »Living Kitchen« einen neuen Höhepunkt. Man spricht wieder über Möbel - in den Medien, in der Straßenbahn, im Internet. Vor allem die Küchenbranche hat mit ihren Neuheiten und den Shows prominenter Köche von Sarah Wiener bis Johann Lafer dafür gesorgt, dass die Internationale Möbelmesse 2011 in Köln Gesprächsstoff abgibt und Begehrlichkeiten weckt. 2012, wenn der Zwei-Jahres-Rhythmus eine Pause für die »Living Kitchen« vorsieht, werden es die anderen Möbelhersteller schwer haben, für Ausgleich zu sorgen. Sie sollten es als Chance begreifen. Ein bisschen Angeberei, was das neue Sofa alles kann und wie toll es ist, in einem neuen Bett zu schlafen, ist natürlich und wird der Branche nützen. Der Branche, das heißt in besonderer Weise Ostwestfalen-Lippe. Die Region ist das Zentrum der deutschen Möbel- und vor allem der europäischen Küchenindustrie. Diese kann der sich immer weiter ausdehnenden Konkurrenz aus Fernost, die die Geschäfte in den zurückliegenden Jahren immer stärker belastet hat, nur mit Innovationen in Design und Technik entgegen treten. Qualität wird bei deutschen Möbeln ohnehin vorausgesetzt. Dafür darf der Preis etwas höher sein. In der Vergangenheit sind in OWL einige Firmen vom Markt verschwunden, allen voran Schieder, teils als Folge krimineller Energie, Omnia, Kruse & Meinert und einige andere durch Managementfehler. Einigen glückte der Neuanfang auf verkleinerter Basis (Welle) oder an der Seite eines Größeren (Wellmann/Alno). Insgesamt beweist die ostwestfälische Möbelindustrie große Stärke. Damit kann die Region prahlen.
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