Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Troy Davis:
Bielefeld (ots)
Bob Dylan hat in seiner Ballade vom »Hurricane« gegen die amerikanische Justiz protestiert. Er beschreibt, wie der Schwarze Rubin Carter von der Polizei gehetzt und von weißen Geschworenen unschuldig ins Gefängnis geworfen wird. Zum Schluss offenbart Dylan seine Gefühle über diesen Justizskandal: »Ich muss mich schämen, in einem Land zu leben, in dem die Gerechtigkeit zur Farce wird...« Heute wird Dylans Scham und Entrüstung von Millionen Menschen geteilt. Die Exekution von Troy Davis verstößt gegen das Prinzip, im Zweifel für den Angeklagten einzutreten. Obendrein verletzt die Todesstrafe das fünfte Gebot, darf nach US-Recht nicht als »grausame und ungewöhnliche Strafe« angewandt werden und ist rechtswidrig, so lange »ein berechtigter Zweifel« an der Schuld des Angeklagten besteht. Im Falle von Troy Davis sind diese Prinzipien zur Farce geworden. Der Gouverneur von Georgia, der das Gnadengesuch abgelehnt hat, macht sich mitschuldig. Amerika muss mit dem schrecklichen Gefühl leben, möglicherweise einen Unschuldigen hingerichtet zu haben. Doch egal, ob schuldig oder nicht: Die Todesstrafe gehört abgeschafft; das denken inzwischen auch immer mehr Amerikaner.
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