Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Mitt Romney
Bielefeld (ots)
Von heute an stellt der Secret Service die Leibgarde. Der Republikaner Mitt Romney ist nach dem klaren Vorentscheid von Florida höchst wahrscheinlich Barack Obamas Gegner am 6. November beim Kampf um das Weiße Haus. Zwar hat die Kandidatenkür im Kreise der Republikaner gerade erst begonnen. Es sind gerade zehn Prozent der insgesamt 2178 Delegiertenstimmen vergeben, dennoch frohlocken die Demokraten. Der Großspekulant Romney, nach deutscher Lesart eine Heuschrecke aus dem Börsencasino, wäre ein Traumgegner für Ex-Sozialarbeiter Obama. Der Präsident dürfte leichtes Spiel haben. In der Wortwahl der Wallstreet-Kritiker kann er Romney zum 1-Prozent-Mann erklären. Der 250-fache Millionär mit Konten in der Schweiz und auf den Cayman Inseln ist zudem für abfällige Bemerkungen über Sozialschwache bekannt. Das liefert Wahlkampfmunition. Sich selbst macht Obama zum Sachwalter der übrigen 99 Prozent - ein Selbstläufer. Klare Kante, simple Botschaft und einer in der Zwickmühle. Solche Bilder liebt der US-Wähler. Obama kann gelassen abwarten. Im gegnerischen Lager läuft alles in seinem Sinne. Romneys einzig verbliebener und deklassierter Gegner Newt Gingrich kann nicht darauf hoffen, alle Nicht-Romney-Anhänger auf seine Seite zu ziehen. Spätestens nach dem Super-Tuesday, wenn am 6. März die Republikaner in zehn Staaten zur Vorwahl aufgerufen sind, dürfte sich der Dritte im Bund, der ultrakonservative Rick Santorum, zurückziehen. Dessen fromme Anhängerschaft wird bei den verbleibenden Vorwahlen eher den soliden Familienmenschen Romney unterstützen als Gingrich, den Mann der Affären in dritter Ehe. Obamas eigener Kurs ist klar, seitdem er am 25. Januar in seiner vorerst letzten Rede an die Nation vor 50 Millionen Zuschauern die soziale Gerechtigkeit zum zentralen Thema erhoben hat. Seine Botschaft: Nur bei Chancengleichheit für alle erfüllt sich der amerikanische Traum vom Aufstieg. Jeder kann aus eigener Anstrengung von niemandem beneidete Millionen aufs eigene Konto scheffeln. Reich sein ist in den USA für sich genommen kein Mangel. Genau dieser Aspekt setzt allerdings ein zumindest kleines Fragezeichen hinter die scheinbar schon jetzt garantierte Wiederwahl des amtierenden Präsidenten. In Europa wäre der Fall klar: Heuschrecke gegen soziales Gewissen, das kann nichts werden. In den USA zeigt sich, dass die möglicherweise viel zu hoch gehandelte religiös-konservative Tea-Party-Bewegung nicht entscheidend für die Wählbarkeit republikanischer Kandidaten ist. Vielmehr entscheidend ist deren Gewinner-Image, kombiniert mit einem dosiert aggressiven Stil. Und das dürfte einmal mehr bestätigt werden, wenn Selfmade-Mann Romney seinen Siegeszug durch die übrigen 46 Staaten fortsetzt.
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