Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Taufzeugen-Streit
Bielefeld (ots)
Mit einem Maulkorb-Erlass für einen unbotmäßigen Pfarrer hat die Evangelische Landeskirche von Westfalen ein Leck zu stopfen versucht - und sie hat sich eine größere Havarie des Kirchen-Dampfers eingehandelt, als ihr lieb sein durfte. Evangelische Christen nehmen seit jeher Anteil an ihrer Kirche, sie wollen mitgestalten und lassen sich ihre Kritikfähigkeit nur ungern absprechen. Wenn also ein engagierter Geistlicher, der seit nahezu zwei Jahrzehnten eine offene Kirche praktiziert und seine Gemeindemitglieder wahrlich nicht nur als »Schäfchen« betrachtet, sich am Fundus seines Kirchenschiffes reibt, dann hätte es andere Lösungsmöglichkeiten als die ultima ratio eines Kirchenprozesses gegeben. Warum die Landeskirche nicht das Gespräch mit solch kritischem und aufmüpfigem Geist gesucht hat, bleibt ihr Geheimnis. Aber auch die Kirchenleitung wird sich vor einem notwendigen Reformprozess nicht drücken können, der auch die Modalitäten einer Taufprozedur einschließt. Die evangelischen Gläubigen wollen eine moderne Kirche, und die ist in einer modernen Gesellschaft nur über einen Dialog zu erreichen.
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